: Dahinplätscherndes Gekicke
St. Pauli verliert nach desolater 3:0-Niederlage in Oberhausen weiter an Boden im Abstiegskampf. Trainer Franz Gerber bescheinigt den Spielern „eine gewisse Leere“
von FRANK SCHLIEDERMANN
Nach der Verletzung von Hoffnungsträger N‘Diaye durfte man gespannt sein, wer neben Last-Minute-Torschütze Oliver Held im Sturm des FC St. Pauli auflaufen würde. Trainer Franz Gerber gab Nico Patschinski zunächst den Vortritt vor Cheng Yang.
Die Hamburger begannen das Spiel offensiv. Nach dem überraschenden Sieg von Mitkonkurrent Reutlingen am Freitagabend in Trier war St. Pauli unter Zugzwang geraten. Allerdings sprang außer einer Kopfballchance durch Kapitän Stanislawski nicht viel dabei heraus. Wesentlich effektiver zeigten sich hingegen die Oberhausener, die bereits ihre erste nennenswerte Torchance (17.) zu nutzen wussten. St. Paulis Hintermannschaft sah dabei alles andere als gut aus: Zuerst ließ Chris seinen Gegenspieler Judt nahezu ungehindert flanken, und im Anschluss daran kam der in den letzten Wochen so zuverlässige Nascimento zu spät gegen Torschütze Obad.
Wer von den ca. 2500 mitgereisten St. Pauli-Fans nach dem 1:0-Rückstand auf eine Trotzreaktion gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Die Mannschaft wirkte über weite Strecken der ersten Halbzeit nahezu leblos und erinnerte stark an die schlimmsten Spiele der vergangenen Abstiegssaison, als man sich vor allem darin auszeichnete, ebenfalls abstiegsbedrohten Mitkonkurrenten der Reihe nach aus der Krise zu helfen. So benötigte Oberhausen, nach zuvor fünf Niederlagen in Folge, nicht mehr als eine solide, mehr oder minder abgezockte Leistung, um die eigene Krise ad acta zu legen und den FC St. Pauli, nach zuletzt deutlich erkennbarem Aufwärtstrend, zurück in die Hoffnungslosigkeit zu schießen.
Umso erstaunlicher war es, dass St. Pauli sämtliche Anstrengungen vermissen ließ, das Spiel in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil, wenn das dahinplätschernde Gekicke überhaupt mal von Torchancen unterbrochen wurde, zeichneten eher noch die Oberhausener dafür verantwortlich. Die Stürmer Held und Patschinski sowie der in der Pause eingewechselte Yang konnten zu keiner Zeit Impulse setzen und die wenigen Male, die der FC St. Pauli wenigstens in die Nähe des Oberhausener Strafraums vordrang, fielen teils unglücklich, teils ungenügend jeweils einem Fehlpass zum Opfer. Der nach dem 7. Spieltag beste Sturm der 2. Liga ist eindeutig zum Sorgenkind des FC geworden.
In der Schlussphase kam es dann zu jenem Rückfall in alte Hinrundenzeiten, der sich über die ersten 70 Minuten bereits angekündigt hatte. Jens Scharpenberg erhöhte, wenn auch glücklich, mit einem Sonntagsschuss auf 2:0, und noch ehe sich die St. Pauli-Fans mit der drohenden Niederlage abfinden konnten, machte Beliakov fünf Minuten später die Demütigung perfekt.
„Das war gegen eine durchschnittliche Mannschaft eine katastrophale Leistung“, kommentierte Kapitän Holger Stanislawski die Auflösungserscheinungen seines Teams eher ratlos als aufrüttelnd. Auch Trainer Franz Gerber zeigte sich tief enttäuscht. Er sprach sogar von einer „gewissen Leere“, die man seinen Spielern angemerkt habe, und attestierte einigen von ihnen, „dass sie gar nicht mehr in der Lage waren, den Oberhausenern hinterher zu laufen“. Vor dem nun anstehenden Endspiel kommenden Freitag gegen Reutlingen dürfte also viel Aufbauarbeit gefragt sein.