■ Sport ist Mord: Dafür zahlen wir gern
Die Traumtänzerei „Olympia 2000“ hat die Stadt viel Geld gekostet – und kostet weiter Millionen. Weil für die schicken Großarenen, die neue Boxhalle sowie die Rad- und Schwimmsporthalle kein privater Betreiber den Kopf risikieren möchte, lotet der Senat nun das eigene Terrain aus. Die Messe Berlin und die OSB Sportstättenbauten GmbH sollen das Ding richten – freilich nur unter der Voraussetzung, daß die Subventionen fließen, und zwar reichlich. Denn ohne zusätzliche Kohle rechnen sich die Superdome nun mal nicht, schon gar nicht, wenn drinnen einmal im Jahr sich zwei Boxweltmeister verprügeln, Franzi absäuft oder Eddy-Merckx-Nachfahren wie Irre sechs Tage im Kreis herumradeln.
Daß die Restposten der kläglich gescheiterten Olympiabewerbung weiter die öffentlichen Kassen strapazieren werden, hätte nicht zwangsläufig kommen müssen. Zeit für Planungsänderungen und flexiblere Nutzungskonzepte hat es gegeben. Mehr noch juckt, daß weiter die Visionen großkopferter Illusionäre der „Sportstadt Berlin“ finanziert werden sollen, für die es augenscheinlich kein Programm gibt. Schon heute erhält der Sportstadtnormalo keine Karten im öffentlichen Verkauf für das Pokalendspiel in diesem Jahr. Dafür redet man jetzt mehr über VIP-Flächen, Studios für Medien oder Sektbars im „Offiziellenbereich“. Eine Subventionierung des Highlifes dort aber grenzt an Zynismus und reiht sich ein in den „bürgernahen“ Planungsprozeß vergangener Olympiazeiten.
Die Hallen sind jetzt da, wir haben sie bezahlt und zahlen weiter. Da ist es allemal besser, den Kids, Schülern, Bezirks-, Vereins- und Kneipenmann(frau)schaften das Spielfeld zu überlassen. Sie sind die modernen Gladiatoren in ihrer Arena. Dafür zahlt man gern. Rolf Lautenschläger
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