■ Soundcheck: Dackelblut
Gehört: Dackelblut. Erstmal muß das Provisorium raus. Mit ausgehakten Vorderzähnen eröffnet Sänger Jens Rachut einen Abend, an dem Punk den guten Ton für große Geschichten darstellt. Dieser bei Gelegenheit freundliche ältere Herr ist ein außergewöhnlicher Erzähler, ein Mahner und Märchenonkel, bei dem morsche Zahnprothesen ungefähr den gleichen Stellenwert besitzen wie diese moralfreie Zone namens Musikbetrieb.
Ihren Ansatz zur Analyse kaschieren Dackellblut mit einem undurchdringlichen privaten Humor, schon um nicht als Wortführer irgendeiner Bewegung markttauglich gemacht zu werden. Daß sie ohne Unterstützung großer Unternehmen am Freitag die Fabrik vollmachen, spricht für sich. Wer, wie so viele andere Bands dieser Stadt, mit dem Verweis darauf, daß die Zeiten härter geworden sind, halbgare geschäftliche Vereinbarungen rechtfertigt, ist ein Stinker, und Punk kann immer noch funktionieren wie 1981 – als Fluß aus Worten und Wipers-Riffs, der dir nach ein paar Breaks salopp das Anliegen vor den Latz knallt: Laß' dich nicht linken!
Christian Buß
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