■ DVU-Wähler?: Friedrich Engels
Wir werden um jeden Quadratmeter deutschen Bodens mit friedlichen Mitteln kämpfen.
Kurt Schumacher, SPD-Vorsitzender der Nachkriegszeit, steht in der nationalen Tradition der Sozialdemokratie. Allerdings ganz anders, als die DVU das weismachen will: Schumacher, der als SPD-Mann im ersten Weltkrieg kämpfte und dabei einen Arm verlor, kämpfte nach dem Krieg weiter – als einer der jüngsten Reichstagsabgeordneten gegen die Nazis. Als diese die Macht übernahmen, flüchtete er nicht ins Exil, sondern ging ins KZ, aus dem er körperlich schwer geschädigt wiederkehrte.
In der Nachkriegszeit setzte sich Schumacher für ein selbständiges Deutschland ein. Der CDU unter Adenauer warf er bei ihrem Kurs der Westintegration vor, die Interessen Deutschlands zu gefährden und eine dauerhafte Teilung des Landes hinzunehmen. Ebenso scharf bekämpfte Schumacher aber auch die Tendenzen in der Sowjetischen Zone, die die SPD zu einer Fusion mit der KPD zwangen, aus der die SED entstand. Beides, der Ausverkauf an die USA wie die Anbiederung an die Sowjetunion, erschien Schumacher als eine Politik gegen die deutschen Interessen.
Für die Historiker ist Schumacher ein Beispiel, daß Patriotismus nicht in Aggressivität und Fremdenfeindlichkeit umschlagen muß. Für Schumacher sollte Deutschland eine Nation unter vielen sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger Rechte habenwie die anderen. Der Nationalismus in seiner aggressiven und expansiven Ausrichtung hatte bei Schumacher so wenig Chancen wie in der übrigen deutschen Sozialdemokratie. „Schumacher war eine Person von höchster moralischer Integrität, der über jeden Verdacht erhaben ist, er könnte sich mit Fremdenfeindlichkeit abgeben“, heißt es von den Historikern zur Person Kurt Schumachers: Ein aufrechter Sozialdemokrat mit demokratischen Grundsätzen.
Daß gerade die DVU Kurt Schumacher als nationalen Politiker entdeckt und für ihre Zwecke mißbraucht, ist zynisch. Denn Schumacher hat lange Zeit seines Lebens gegen die Rechten gekämpft und unter ihnen gelitten. Wie er selbst sich von den braunen Horden abhob, verdeutlicht ein berühmt gewordenes Zitat Kurt Schumachers im Reichstag, mit dem er Hitlers späteren Propagandaminister Joseph Goebbels bedachte: „Wenn man eines an Ihrer Partei bewundern muß, dann ist es, daß Ihnen die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen