: DSU- und CSU-Minister auf nach Managua
■ Entwicklungshilfeminister wollen zusammenarbeiten / Reise nach Nicaragua geplant / Gemeinsamer Auftritt vor der UNO vorgesehen / Warnke: DDR bringt vor allem Fachwissen ein
Berlin (dpa) - Die Bundesrepublik und die DDR wollen ab sofort in der Entwicklungshilfe zusammenarbeiten. Ziel der Bundesregierung sei es, den Partnern in der Dritten Welt auf dem Weg zur deutschen Einheit Klarheit zu geben, sagte Bundesentwicklungshilfeminister Jürgen Warnke (CSU) am Donnerstag in West-Berlin, wo er mit dem neuen DDR-Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans-Wilhelm Ebeling (DSU), zusammentraf. Warnke und Ebeling kündigten an, daß sie am kommenden Montag gemeinsam in New York auf der UNO -Generalversammlung für Entwicklungshilfe auftreten werden, um ihre Absicht zu unterstreichen. Anschließend wollen beide nach Nicaragua reisen. Entwicklungshilfe-Projekte beider Länder sollen dort aufeinander abgestimmt weitergeführt werden.
Ebeling unterstrich, daß die DSU in der Entwicklungshilfe eine wesentliche Aufgabe der neuen DDR-Regierung sehe. Er wies darauf hin, daß es bisher in der DDR kein Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gegeben habe. Die Projekte seien an gesellschaftliche Träger oder einzelne Ministerien angebunden gewesen. Er kündigte eine Entideologisierung der Entwicklungshilfe seines Landes an. Humanitäre Projekte sollen nach seinen Worten fortgeführt werden, politische Projekte sollen dagegen sehr schnell zu Ende gebracht werden. Dies gelte unter anderem für Kuba.
Warnke hob hervor, daß die DDR großes Fachwissen in der beruflichen Qualifikation, im Gesundheitswesen und der Landwirtschaft habe. Er gehe davon aus, daß die DDR ihren Schwerpunkt nicht in einer Kapitalhilfe, sondern im „menschlichen Qualifikationspotential“ setze. Er sei überzeugt, daß der Bundeshaushalt für Entwicklungshilfe, der jetzt 7,2 Milliarden Mark beträgt, auch im kommenden Jahr steigen werde. Nach seiner Ansicht sind in den kommenden Jahren im Verteidigungshaushalt Einsparungen in Milliardenhöhe denkbar, die auch der Entwicklungshilfe zugute kommen könnten.
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