■ RADIODAYS: DONNERSTAG
Um 16.05 Uhr zeigt der DS-Kultur, was seine Macher unter der Beifügung „Kultur“ verstehen, nämlich den Blick über den Tellerrand hinaus. Die Stunde der Weltliteratur hat sich für heute den afrikanischen Erzähler Bernard B. Dadié ausgeguckt und läßt am Beispiel des Märchens Das Krokodil und der Königsfischer tief in eine fremde Welt blicken. Dadié erzählt keine Wiegenlieder und einlullend mystische Geschichten, sondern weist auf die politischen und existentiellen Probleme Schwarzafrikas mit Hilfe einer literarischen Darstellung hin. Um auch wirklich „weit draußen“ vernommen zu werden, schreibt Dadié in französischer Sprache; gleichzeitig deutet er damit auch seine politische Haltung an, die auf Weitblick und gegen Regionalismus zielt.
Immer wieder beweist Heiner Müller seinen Fans, daß er bei unverminderter Kreativität vor keiner Disziplin halt macht: Das heutige Beispiel dieser gerühmten Vielseitigkeit ist sein Hörspiel Der Auftrag — Erinnerungen an eine Revolution. Aber Inspiration fällt nicht so einfach vom Baum der Erkenntnis, nein, diesmal arbeitet Müller mit Motiven aus Anna Seghers' Erzählung Das Licht auf dem Galgen. Wer sich für einen Hörvergleich à la „vorher — nachher“ interessiert, muß sich 19.40 Uhr vormerken.
Und wer das Johnny Guitar Watson-Konzert im Quasimodo verpaßt hat, kriegt vom SFB1 ein Trostpflästerchen: Zwar wird den lauschenden Fans die optische Schau gestohlen, aber immerhin der Sound wird, professionell mitgeschnitten, in ihre guten Stuben übertragen. Heute, morgen und übermorgen können Songs wie „Ain't that a bitch“, „Real mutha for 'ya“ und „I wanna ta-ta you“ ab 22.00 Uhr genossen werden.
Gleich anschließend um 23.05 Uhr hat der DS-Kultur eine back to the roots-Sendung auf Lager, denn unter dem Motto: „Wo wäre der Modern Jazz ohne Charlie Parker“, werden seine Klassiker in ihren Neuinterpretationen vorgespielt. Als besondere Delikatesse stellen sich dabei die fünf Kontrabässe der New Yorker afroamerikanischen Band Neo-Bass Ensemble heraus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen