DOKUMENTATION: »Fruchtlose Gespräche«
■ Auszüge aus Penkerts Brief an den 'Tagesspiegel'
[...] Ich wende mich an Sie, um Ihnen meine Betroffenheit über die Berichterstattung Ihrer Zeitung zum Thema Drogenprobleme mitzuteilen.
Als Drogenbeauftragter des Landes Berlin habe ich mich intensiv bemüht, Ihrem Mitarbeiter Herrn Koch die Positionen des Landes Berlin sowie der zuständigen Senatsverwaltung für Jugend und Familie darzustellen. Dabei kam es auch immer wieder zu längeren Gesprächen über Hintergründe, allgemeine Einschätzungen u.ä. Ich bin nun zu der Auffassung gelangt, daß es entweder mir an den nötigen Fähigkeiten mangelt, Herrn Koch meine Positionen darzustellen, oder es seinerseits an entsprechender Aufnahmebereitschaft fehlt. Wie dem auch sei, angesichts der extremen Arbeitsbelastung, der ich ausgesetzt bin, ist es mir nicht länger zuzumuten, meine Zeit mit fruchtlosen Gesprächen zu verbringen. Selbstverständlich stehen Herrn Koch die offiziellen Verlautbarungen zum Thema nach wie vor zur Verfügung. [...]
Nun zu der Berichterstattung auf Seite 13. Daß Herr Koch über meine Ausführungen auf der Pressekonferenz — auch die zum Lübecker Beschluß — nicht berichtet, muß akzeptiert werden. Es muß auch akzeptiert werden, daß er sich bei der Berichterstattung über die Ausführungen des Innensenators auf einen Teilaspekt beschränkt. Aber muß man auch akzeptieren, daß die Trennung zwischen Berichterstattung und Kommentar dadurch aufgehoben wird, daß Herr Koch die Position eines Internisten — der mit dem Ereignis Pressekonferenz des Innensenators in keiner Weise befaßt ist — einholt und ihr fast ein Viertel des Artikels einräumt? Als ständiger Leser von Herrn Koch ist mir nicht verborgen geblieben, daß er zu dieser Methode immer dann greift, wenn der zu berichtende Sachverhalt gegen seine eigenen Überzeugungen verstößt. [...]
Wenn 'Der Tagesspiegel‘ beschlossen hat, gegen die Drogenpolitik des Berliner Senats zu Felde zu ziehen, werde ich ihn nicht daran hindern. Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich Herrn Koch dafür keine zusätzliche Zeit zur Verfügung stellen kann.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Penkert
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