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DIW hat Verständnis für US-Defizit und Dollarsturz

■ Institut befürchtet weiteren Verfall der US-Währung bei restriktiver Wirtschaftspolitik

Berlin (taz) – Die Bundesregierung hat es in ihrer Hand: Ein Prozent Wirtschaftswachstum oder deren zweieinhalb im neuen Jahr. Nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) hängt die Entscheidung darüber, ob die Prognosen für den Zuwachs des Bruttosozialproduktes noch dramatischer als bisher heruntergestuft werden müssen oder ob erneut Traumhöhen erreicht werden, davon ab, inwieweit Bonn – im Verein mit den übrigen westlichen Industriestaaten – über höhere Investitionsausgaben die Wirtschaft ankurbelt oder nicht. Allein die Bundesregierung sollte nach Ansicht des DIW für vier Milliarden DM mehr Investitionsausgaben als ursprünglich geplant anpeilen. In seinem wirtschaftspolitischen Ausblick auf das Jahr 1988, der gestern vorgelegt wurde, stellt das DIW jedenfalls den westlichen Regierungen – mit Ausnahme denjenigen Japans und der USA – durchweg schlechte Zensuren für das vergangene Jahr aus. Man habe zu wenig für die Ankurbelung der Weltkonjunktur unternommen.

Die Berliner Forscher äußern Verständnis dafür, daß die Vereinigten Staaten angesichts der restriktiven Sparpolitik ihrer Handelspartner, die den US-Export behinderten, ihr Handelsbilanzdefizit auf andere Weise verringern wollten: „Es konnte daher nicht überraschen, daß die amerikanische Regierung ungeduldig wurde und den Dollarkurs nicht mehr auf einem Niveau stabilisieren wollte, das jedenfalls dann nicht den gewünschten Abbau des Leistungsbilanzdefizits gewährleistete, wenn die westeuropäischen Regierungen nicht zu einer stärkeren Anregung der Wirtschaft bereit wären.“ Von einem niedrigeren Dollarkurs versprachen sich die USA eine Verbilligung ihrer Waren auf dem Weltmarkt und dadurch erhöhte Exporte. Wenn von Seiten der westlichen Regierungen das US-Haushaltsdefizit dafür verantwortlich gemacht wird, daß die private Wirtschaft samt Aktienbesitzer das Vertrauen in eine solide Wirtschaftspolitik verloren hätten, so wird auch hier die US-Regierung in Schutz genommen: „Zudem wird offenbar nicht genügend bedacht, daß sich eine rasche Verminderung des amerikanischen Budgetdefizits nicht nur auf die konjunkturelle Entwicklung in den USA selbst, sondern auch in den anderen Ländern negativ auswirken würde.“

Das DIW bezweifelt, daß es zu einer neuerlichen Übereinkunft zur Stabilisierung des Dollarkurses kommt, wenn die Regierungen der westeuropäischen Länder nicht mit expansiverer Wirtschaftspolitik die angemessene Grundlage zu höheren Importen aus den USA und damit zu einer Verringerung des US-Außenhandelsdefizits legten. Allerdings: Bereinigen würden die USA nach Ansicht des Institutes ihr Handelsdefizit so oder so. Für die USA wäre es daher nahezu gleichgültig, ob ihre Exporte bei stärkerer Konjunktur Westeuropas und einem dadurch ermöglichten neuen Übereinkommen zur Stabilisierung des Dollars angekurbelt würden oder auf dem Weg eines weiteren Dollar-Dumping zu Lasten der westeuropäischen Exportindustrie sowie chaotischeren Währungsturbulenzen. ulk

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