DIE WERBEPAUSE : Arroganz lebt weiter
Auf Papier existiert die Financial Times Deutschland seit bald zwei Jahren nicht mehr: Im Dezember 2012 lag die letzte Ausgabe der lachsfarbenen Wirtschaftszeitung an den Kiosken. Auch Flugpassagiere von und nach Deutschland, an die zuletzt fast die Hälfte der Auflage verschenkt wurde, müssen seitdem auf das hoch gelobte, aber chronisch defizitäre Blatt verzichten – zumindest inhaltlich.
Die Erinnerung an die FTD wird am Flughafen Tegel durchaus wachgehalten: Dort bringt noch heute ein Bus die Passagiere vom Terminal zum Flieger, auf dem großflächig für die Wirtschaftszeitung geworben wird. „Lesen Sie sich nach oben“, empfiehlt die FTD den Passagieren – und malt zur Untermauerung der Aussage eine Stretchlimousine auf die Flanke des Busses. Schon zu Zeiten, als die Financial Times Deutschland noch existierte, dürfte dieser Slogan auf manche Beobachter etwas überheblich gewirkt haben. Nun, nach dem wirtschaftlichen Scheitern des Blattes, kommt die Arroganz nur noch peinlich daher. Wäre es nicht an der Zeit, dass der Verlag Gruner + Jahr als ehemaliger Herausgeber der FTD den Bus aus Pietätsgründen auf eigene Kosten umlackieren lässt? Denn offenbar findet der Betreiber der Flughafenbusse seit eineinhalb Jahren keinen neuen Werbekunden.
Als Erkenntnis bleibt in jedem Fall: Die Zahl der Menschen, die sich mit einer Limousine vom Flugzeug abholen lassen können, ist offenbar zu klein, um das Überleben einer Zeitung zu garantieren.
MALTE KREUTZFELDT