DIE STIMMEN DER ANDEREN :
■ The Times (Großbritannien)
Schwierige US-Zinspolitik
Die Kritik der Republikaner, dass eine weitere Lockerung der Geldmarktpolitik die Inflation treiben könnte, ohne das Wachstum genügend zu fördern, ist nicht unberechtigt. Sollte die US-Zentralbank ihren Ruf einbüßen, die Inflation scharf zu bekämpfen, dann verliert der Dollar für internationale Investoren an Attraktivität, was den Status des US-Dollar als Reservewährung der Welt gefährden könnte. Die Null-Zins-Politik und die Entscheidung, die Geldpresse anzuwerfen, waren zunächst angebracht, doch sie haben an Wirkung verloren, und sie haben einen hohen Preis. Bernanke ist für seine wissenschaftlichen Leistungen besser bekannt als für strategische Erfolge im Amt.
■ Luxemburger Wort (Luxemburg)
Überfällige Eurobonds
Sicherlich, Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel muss auf die Befindlichkeiten ihres Koalitionspartners FDP Rücksicht nehmen. Und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will kommendes Jahr wiedergewählt werden. Doch beide Tatbestände sind keine Ausrede für die lähmende Unbeweglichkeit, mit der die beiden Regierungschefs der größten Eurostaaten in Paris aufgetreten sind. Denn Finanzanalysten warten weiter auf ein klares Signal, dass die Eurostaaten wirklich bereit sind, die Gemeinschaftswährung zu stützen. Die weitere Absicherung des Euro wird umso teurer, je länger die nötigen politischen Entscheidungen ausbleiben. Noch ist es fünf vor zwölf. Sollten Merkel und Sarkozy allerdings weiter mit unverbindlichen Floskeln arbeiten, könnte es bald für eine Rettung der Währung zu spät sein. Denn die nächsten Refinanzierungstranchen werden unerbittlich in den kommenden Monaten fällig. Ein Kollaps des Euro würde das globale Finanzsystem systemisch gefährden und hätte unkalkulierbare Folgen. Dieser Verantwortung müssen sich Merkel und Sarkozy stellen. Zumal die Lösungen auf dem Tisch liegen. Etwa in Form der überfälligen Eurobonds.
■ Le Monde (Frankreich)
Finanztransaktionen besteuern
Die Idee, internationale Finanztransaktionen zu besteuern, ist als eine glückliche Folge der Finanzkrise von 2008 in die öffentliche Debatte zurückgekehrt. (…) Die Besteuerung von Finanztransaktionen ist vor allem wegen der Auswirkungen der Krise auf die Lage der öffentlichen Haushalte und wegen der beträchtlichen Summen gerechtfertigt, die zur Rettung des Bankensystems nötig waren. Eine Steuer, die auf sämtliche Transaktionen erhoben wird, wäre letztendlich ein fairer Ausgleich für die Belastungen, die die Steuerzahler ertragen mussten, um den Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern.
■ Trouw (Niederlande)
Echte Europapolitik notwendig
Trotz aller offenen Fragen und Zweifel: Merkel und Sarkozy übernahmen die Verantwortung. Ausgerechnet Vertreter der Länder, die 2003 die Stabilitätskriterien selbst nicht eingehalten haben. Dies ist ein wichtiges politisches Signal. Eine gemeinsame Euro-Politik ist bitter nötig und wird früher oder später mit nationalstaatlichem Souveränitätsverlust einhergehen. Das mag Merkel und Sarkozy nun egal sein, aber Worte werden uns nicht aus der Krise helfen. Das gelingt nur mit konkreten Schritten in Richtung einer echten Europapolitik.
■ La Vanguardia (Spanien)
Sparen allein reicht nicht
Fast die Hälfte der europäischen Staaten kämpft darum, die öffentlichen Finanzen in Ordnung zu bringen. Für die Bürger bedeutet die Sparpolitik erhebliche Opfer. Aber es ist keineswegs sicher, dass sie ausreicht, die Märkte zu beruhigen und die Eurozone zu stabilisieren. Das Euro-System leidet unter der Schwäche, dass es die Staatsschulden der Mitgliedsländer nicht garantiert – weder durch eine gemeinsame Steuerpolitik noch durch gemeinsame Anleihen. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass Deutschland seine Vorbehalte aufgibt. Die Rettungspakete für einzelne Länder reichen nicht aus. Von ihnen haben bisher in erster Linie die Spekulanten profitiert.
Quellen: dpa/eurotopics