DIE MALARIA-BEKÄMPFUNG ERFORDERT UNKONVENTIONELLE MASSNAHMEN : Notlösung DDT
Malaria ist eine der schändlichsten Krankheiten für die moderne Menschheit: eine halbe Milliarde Infizierte pro Jahr und geschätzte drei Millionen Tote. Trotz all der medizinischen Forschung und Zivilisationsdebatten noch und nöcher. Wenn nun die Weltgesundheitsorganisation dieses Problem endlich ernsthaft angeht, ist das selbstverständlich eine gute Nachricht. Als spektakuläre Maßnahme hat die WHO nun allerdings einen Kurswechsel beim berüchtigten Insektengift Dichloridphenyltrichloräthan (DDT) ausgegeben: Es sei künftig wieder erlaubt, allerdings nur innerhalb von Häusern. Das Gift ist langlebig, verursachte bei seiner weitverbreiteten Anwendung vor seinem Verbot Schäden bei Menschen und vor allem Tieren.
Die schwierige Frage ist nun: Wird hier der Teufel mit dem Beelzebub vertrieben? Oder ist es schlicht eine Notwendigkeit, gegen Malaria alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen? Hier wird es auf die Praxis ankommen. Es muss sicher gestellt sein, dass die Anwendung von DDT auf Malarianetze und Häuser beschränkt bleibt. Als akute Notmaßnahme. Und dass dies über weite Gebiete hinweg koordiniert geschieht. Denn der Kampf gegen Malaria steht und fällt nach allen Erfahrungen nicht mit einem Gift. Experten weisen darauf hin, dass in manchen Ländern trotz ausgiebigen DDT-Sprühaktionen die Zahl der Kranken stieg. Wichtigere Faktoren sind die Armut der Menschen, die zunehmenden Resistenzen gegen althergebrachte Medikamente, das Unwissen über mögliche Prophylaxe, die Schwächung weiter Bevölkerungsteile durch die Immunschwächekrankheit Aids.
Es bedarf also einer breit gefächerten Anstrengung. Die reichen Länder müssen auch zum Selbstschutz ihre bisher spärlichen Geldmittel gegen die Malaria endlich aufstocken. Vor allem afrikanische Staaten müssen dazu gebracht werden, grenzübergreifend vorzugehen. Wenn diese Maßnahmen alle anlaufen, dann kann es sinnvoll sein, DDT mit einzubeziehen. Denn das Gift wirkt sofort, der Kampf gegen Armut hingegen wird selbst bei guter Koordination länger dauern, als die Opfer der Malaria warten können. REINER METZGER