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DIE FRAUENFRAGE ERNST ZU NEHMEN HEISST MEHR DEMOKRATIE ZU WAGENNicht noch ein Fußballplatz

Nein, es ist kein Zufall, dass wir am 22. zwischen zwei Männern mit Hausfrauen wählen dürfen. Ein Hemingway-Fan mit Viertfrau und einer, der findet, dass eine Mutter (zu) ihren Kindern gehört. Es ist kein Zufall, weil dies ein Land mit einer autoritären Tradition ist. Autoritarismus und Patriarchat gehören zusammen. Die Frauenfrage ist eine Demokratiefrage. Eine Demokratie, die weder die Repräsentanz noch die Interessen der einen Hälfte ihrer Mitglieder ernst nimmt, ist keine. Aber das hat die Deutschen nie gestört. Sie haben schon immer Autoritarismus mit Stärke verwechselt.

Über die internationale Politik ist das demokratisierende Prinzip des Gender Mainstreaming in die Republik gesickert. Beachtet werden sollen die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf Männer und Frauen. Damit in der Kommune vielleicht mal nicht der teuerste Fußballplatz gebaut wird, sondern eine Rollschuhbahn, weil Mädchen die viel lieber hätten als einen Bolzplatz. Oder in der Medizin: damit es auch Medikamente gibt, die dem weiblichen Hormonhaushalt entsprechen. Ein schönes, sinnvolles Prinzip, sollte man meinen. Das fand auch die Regierung: Gender Mainstreaming wurde 1999 per Kabinettsbeschluss eingeführt. Es gibt Modellprojekte, die Ministerialbeamten werden geschult, sogar Hans Eichel macht mit. Der Wirtschaftsminister wünscht sich plötzlich ein Gleichstellungsgesetz. Ende September werden die Ministerien ein Handbuch entwickelt haben, nach dem man die Regierungsprozesse „gendern“ kann. Kein Märchen: Deutschland könnte sich auf die Überholspur Richtung Demokratie begeben. Es ist kein Märchen geblieben, weil im Kabinett derart viele Frauen sind, dass sie den Beschluss, die Schulungen, die Modellprojekte durchbringen konnten, trotz Kanzler. Sie haben überall herumgegendert, sogar der Abschlussbericht der Enquetekommission zur Globalisierung empfahl plötzlich, den Entwicklungshilfe-Etat zu quotieren. In dieser Kommission saßen auch Damen und Herren aus Union und FDP. Die sagten zu Gender Mainstreaming immer nur zwei Sätze: Das ist zu aufwändig. Das ist zu bürokratisch. Demokratie war schon immer aufwändig und bürokratisch. Also lieber weniger davon wagen? HEIDE OESTREICH

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