DIE DREI FRAGEZEICHEN : „Keine konkrete Alternative“
RASSISMUS? Ein Verband von Sinti und Roma fühlt sich von der Bezeichnung „Zigeunersauce“ diskriminiert und fordert einen neuen Namen
taz: Herr Bark, Unilever bietet mit der Marke Knorr „Zigeunersauce“ an. Das „Forum für Sinti und Roma“ in Hannover bittet Lebensmittelhersteller darum, die Bezeichnung „Zigeunersauce“ abzuschaffen. Überrascht Sie das?
Konstantin Bark: Es überrascht uns in sofern nicht, als das Thema nicht neu ist. Es ist im letzten Jahr über den Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel aufgekommen; der hat auf seine damalige Anfrage beim Forum für Sinti und Roma allerdings bis heute keine Rückmeldung bekommen. Außerdem sind die Bezeichnungen „Zigeunersauce“, „Zigeunerschnitzel“ und so weiter keine unternehmensspezifische Thematik, der Begriff betrifft die gesamte Kulinarik.
Wurden bei Unilever schon vor dem aktuellen Appell Alternativbezeichnungen diskutiert?
Sicher haben wir darüber gesprochen, aber eine konkrete Alternative haben wir bisher nicht. Das ist auch schwierig, denn mit der Zigeunersauce wird ein bestimmtes Gericht und eine Geschmacksrichtung assoziiert. Per se ist die Bezeichnung in der Alltagssprache nicht negativ, aber ich kann das ja nicht aus der Perspektive der Sinti und Roma beurteilen. Deswegen muss ein Gespräch stattfinden.
Der Begriff „Negerkuss“ wurde auch abgeschafft. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Zigeunersauce umbenannt wird?
Das Problem ist, dass es unter den Sinti und Roma keine konsistente Position gibt. Daher sehe ich keine Änderung in naher Zukunft. Auf lange Sicht wird das vielleicht passieren.
INTERVIEW: LISA MAUCHER
■ Konstantin Bark, 35, ist Pressesprecher bei Unilever