DGB-Index zu Arbeitsbedingungen: Krise erhöht den Frust im Job
Über 40 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich durch die Wirtschaftskrise unter Druck gesetzt. Dies zeigt der neue DGB-Index Gute Arbeit.
BERLIN taz | Das Wohlbefinden der Arbeitnehmer in Deutschland hat gelitten: 41 Prozent aller Beschäftigten haben sich in den letzten Monaten aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise bei ihrer Arbeit unter Druck gesetzt gefühlt. An ihren Arbeitsplätzen kam es krisenbedingt zu Entlassungen, Lohnkürzungen, Kurzarbeit oder einer Erhöhung der Arbeitsintensität.
Vor allem Beschäftigte der Metall- und Chemieindustrie oder der Finanzdienstleistungen waren davon betroffen. Die Folgen: 53 Prozent der Befragten schränkten 2009 ihren Konsum ein, 30 Prozent mussten Guthaben oder Rücklagen auflösen, um sich und ihre Familie über Wasser zu halten, und 20 Prozent konnten wenig oder nichts mehr in ihre Altersvorsorge einzahlen.
Die Zahlen stammen aus dem Index Gute Arbeit des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), den dieser seit 2007 jährlich vorlegt. Für den Index 2010, den der DGB am Dienstag in Berlin präsentierte, wurden die Angaben von 4.150 Beschäftigten ausgewertet. Sie beschreiben in 15 Bereichen, wie zufrieden sie mit ihrem Arbeitsplatz sind, beispielsweise was Qualifizierungsmöglichkeiten, Führungsstil oder Arbeitsintensität angeht.
Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer empfindet seine Arbeitsbedingungen demnach als "schlecht". 52 Prozent bewerten sie als "mittelmäßig", 15 Prozent als "gut". Der Gesamtindex, das heißt die durchschnittliche Arbeitsqualität in Deutschland, liegt derzeit auf einer Skala von 0 bis 100 bei 59 Punkten. Er hat sich gegenüber dem Vorjahr nur minimal um einen Punkt nach oben verändert.
Für Unzufriedenheit sorgen vor allem die Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten sowie berufliche Zukunftsaussichten und Arbeitsplatzsicherheit. Besonders positiv bewerten Beschäftigte hingegen den Sinngehalt ihrer Arbeit oder die Kollegialität.
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