DFB-Trainer vor Duell gegen Costa Rica: „Es wird immer besser“
Hansi Flick fühlt sich wohl als Bundestrainer. Vor der Partie gegen Costa Rica will er sich mit Scheitern oder Kantersiegen nicht befassen.
Hansi Flick ist noch nie einer gewesen, der mit den Aufgeregtheiten des Fußballgeschäfts viel anfangen konnte. Dem grellen Scheinwerferlicht ist er lange als der scheinbar ideale Prototyp des Assistenztrainers aus dem Weg gegangen, bevor ihn der FC Bayern in einer Notlage zum Chef beförderte, er binnen kürzester Zeit alle erdenklichen Titel abräumte und in den Trainerolymp emporschoss.
Vor dem letzten und entscheidenden Gruppenspiel gegen Costa Rica wurde dann Flick auf der Pressekonferenz in Doha erstmals mit Gedankenspielen konfrontiert, die sich um seinen möglichen jähen Absturz drehten. Ob er denn bestätigen könne, dass er unabhängig vom Spielausgang nach dem Donnerstag noch Bundestrainer bleiben werde?
Flick lachte leicht und verwies auf die Zahlen in seinem Kontrakt mit dem DFB (Vertragsende 2024). Seinerseits könne er das bestätigen. Die Spannbreite der Fragen illustrierte gut, zwischen welchen Welten sich Flick während dieser WM bewegt. Die Journalisten aus Costa Rica erkundigten sich besorgt, ob ein 8:0-Sieg für den Bundestrainer nicht erstrebenswert sei, weil die Deutschen dann unabhängig vom Ausgang der Partie zwischen Spanien und Japan im Achtelfinale ständen. Ein solches Vorhaben wäre „vermessen und respektlos“, beruhigte Flick. „Wir sind froh, wenn wir das Spiel gewinnen.“ Er erwarte, dass das Spiel „sehr, sehr schwer“ werde.
Nach der Auftaktniederlage gegen Japan wurde Flick kritisiert, er habe falsch gewechselt und die Deutschen ihrer benötigten Stärken beraubt; nach dem Remis gegen Spanien wurde er dagegen für seine Wechsel gelobt, weil die entscheidenden Kräfte freigesetzt worden seien. Wer spielt und wer nicht spielt, das dürfte bei kaum einem anderen Team derzeit so argwöhnisch beäugt werden wie beim deutschen.
Was die bisherigen Turniererfahrungen für die Aufstellung gegen Costa Rica bedeuten, wollte Hansi Flick nicht wirklich verraten. Er räumte ein, dass die Achse Gündoğan–Kimmich–Goretzka gut funktioniert habe und das durchaus auch gegen Costa Rica vorstellbar sei. Wichtig war ihm aber auch zu erwähnen, dass der dafür rausrotierte Kai Havertz erkältet und nicht völlig fit gewesen sei. Und die Versuche der Medienvertreter, Leroy Sané und Niclas Füllkrug in die Startelf zu reden, tat Flick als netten Versuch ab. Bei derart konkreter Wissbegierde wollte er lieber über seine Empfindungen sprechen. „Ich habe im Training das Gefühl, es wird immer besser.“
Lediglich zu einer Personalie wurde er deutlich. Was er vom WM-Debüt der Schiedsrichterin Stéphanie Frappart bei so einem wichtigen Spiel halte, wollte die ebenso besorgte britische Boulevardpresse wissen. Flick sagte: „Ich habe zu hundert Prozent Vertrauen. Sie hat es aufgrund ihrer Leistung verdient.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann