piwik no script img

DFB-PokalFernsehen macht das Licht an

Der Fußball-Regionalligist VfB Lübeck sieht dank des Pokalspiels gegen den kriselnden VfB Stuttgart wieder eine größere Chance, aus der Insolvenz zu kommen.

Sanierung: Die Lübecker Semghoun, Landerl und Peters freuen sich über das 2 : 1 gegen Mainz. Bild: dpa

Wolfgang Piest ist Rektor der Grund- und Hauptschule Grönauer Baum - und Präsident des VfB Lübeck. In Lübeck gab es einige, die ihm das mit dem VfB nicht zugetraut haben. Der Ex-Zweitligist ging im April 2008 in Konkurs, mit Schulden, deren Höhe bis heute nicht ganz klar ist. Es werden so zwischen 3,5 und vier Millionen Euro gewesen sein. Das Aus konnte nur abgewendet werden, weil die Hoffnung bestand, dass ein Überleben des Vereins den Gläubigern mehr Geld bringt als eine Liquidation. Nur aus diesem Grund lebt der VfB Lübeck noch, steht in der Regionalliga auf dem vierten Platz. Nur aus diesem Grund lässt Insolvenzverwalter Mark Zeuner den Club weitermachen. "Eine schwarze Null in der Bilanz am Jahresende reicht nicht", sagt Piest. Es muss mehr sein.

Heute Abend kommt der Erstligist VfB Stuttgart, DFB-Pokal, zweite Runde. Piest sagt: "Dieses Spiel ist das Licht am Ende des Insolvenztunnels." Es wird einen Überschuss in der Bilanz bringen. Die Einnahmen gehen nicht an die Gläubiger, sondern in den laufenden Betrieb des VfB.

Um die 16.000 Zuschauer werden auf der Lohmühle sein. In der Regionalliga kommen 2.500 bis 3.000, auch nicht schlecht. Die Zuschauer werden bis zu 50.000 Euro netto bringen. Brutto weit mehr als das Doppelte, aber dann kommt der DFB, der Ordnungsdienst, der schon für die Nacht vor dem Spiel engagiert wurde, damit ja nichts passiert. Die Zuschauereinnahmen sind viel, angesichts eines Minietats von 25.000 Euro für 28 Regionalliga-Spieler. Und sie sind wenig, wenn man daran denkt, dass am vergangenen Wochenende die Reparatur eines maroden Tribünendachträgers abgeschlossen wurde, die 40.000 Euro kostete. Möglich war sie nur "Dank der Hilfe ehrenamtlicher Bauleiter, von Gewerken, die Rabatt gaben, und Fans, die Maler sind und uns geholfen haben", sagt Piest. Der insolvente VfB hat Kredit, und der Präsident findet, dass das Verhältnis von Arbeit, die Vereinsmitglieder und andere in dieses Spiel stecken, und dem, was von den Zuschauereinnahmen übrig bleibt, "in Ordnung ist".

Pokal im Norden

Revanche: Heute Abend um 19 Uhr empfängt Pokalsieger Werder Bremen den FC St. Pauli. Am 26. Januar 2006 war Werder im Viertelfinale des DFB-Pokals am vereisten Millerntor mit 3 : 1 unterlegen. Miroslav Klose stürzte aufs Eis und verletzte sich schwer an der Schulter. Heute ohne Eis - und vielleicht ohne den knieverletzten Mesut Özil.

Verkehr: Der HSV spielt beim VfL Osnabrück (20.30 Uhr). HSV-Fans reisen per Bus an, St. Pauli-Fans mit der Bahn. Selbstfahrer könnten aber an Autobahnraststätten aufeinander treffen.

Verletzt: Der Einsatz des angeschlagenen Kapitäns Josué im Pokalspiel des VfL Wolfsburg beim 1.FC Köln (20.30 Uhr) ist fraglich.

Das Licht am Ende des Tunnels entzündet aber erst das Fernsehen. Es bringt den Lübeckern 235.000 Euro. Für Piest bedeutet das: "Nach dieser Saison bleibt etwas übrig." Nun wird ein Plan erarbeitet, zusammen mit Amtsgericht und Insolvenzverwalter, mit wie viel Prozent der Schulden die Gläubiger rechnen können. Piest plant, "irgendwann im Laufe der Saison aus der Insolvenz herauszukommen".

Die Verantwortlichen wussten, welche Chance im Pokalwettbewerb schlummert: 2004 unterlag Lübeck erst im Halbfinale beim SV Werder Bremen mit 2 : 3. Deshalb gab es vor dem Erstrunden-Spiel gegen den FSV Mainz ein Gespräch mit der Mannschaft und nach dem Sieg gegen den Bundesligisten eine Extraprämie. Vor dem Spiel gegen den VfB aus Stuttgart wird das nicht wiederholt. Zumindest nicht das Gespräch. Bei einem Sieg lässt sich Piest nicht lumpen. Der Mann ist Lehrer und weiß, wie wichtig Belohnungen sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!