DFB-Pokal Fürth gegen Nürnberg: Gegen Rot geimpft
Greuther Fürth macht mal wieder eine gute Figur in der Zweiten Liga. Jetzt will man im Derby gegen den 1. FC Nürnberg die Erstligareife nachweisen.
FÜRTH taz | Stephan Schröck ist ein Spieler, wie ihn auch mancher Erstligatrainer gern in seiner Mannschaft hätte. Schnell, ballsicher, technisch gut - und mit einer Übersicht ausgestattet, die es ihm erlaubt, Pässe zu spielen, die die gegnerischen Trainer im Nachhinein als "tödlich" bezeichnen.
Um das Fürther Glück perfekt zu machen, ist dieser Schröck auch noch ein Spieler, der Sätze heraushaut, wie sie ansonsten nur Hardcore-Fans ihrer Mannschaft zu Protokoll geben. "Ich bin gegen Rot geimpft", hat er nach dem fulminanten 5:0-Sieg gegen Union Berlin am Freitagabend mit Stolz in der Stimme bekundet. "Wir werden unsere Farben beim Derby bis aufs Blut verteidigen."
Schröck ist keiner, der so etwas nur so dahersagt. Der Mittelfeldmann kickt seit der B-Jugend beim "Kleeblatt", nach jedem Sieg ist er als Erster auf dem Zaun, um mit den Fans zu feiern. Mike Büskens hat das Glück, dass er gleich mehrere Spieler trainiert, die in dieser offensivstarken, spielfreudigen Elf qualitativ deutlich über Zweitliganiveau agieren (neben Schröck etwa Linksverteidiger Heinrich Schmidtgal) und dass er gleich zwei Stürmer im Kader hat, die deren Vorlagen auch verwerten. Der Kanadier Olivier Occean und Christopher Nöthe haben beide schon zehnmal getroffen.
Dass sie einen der kleinsten Etats der Liga haben, lesen sie in Fürth gern über sich. Der Klassenkampfgestus ist allerdings nur zum Teil berechtigt. Fürth ist bei aller Sparsamkeit durchaus in der Lage, gute Spieler zu holen. Um Stürmer Olivier Occean oder Verteidiger Schmidtgal buhlten zahlreiche Konkurrenten. Fürth ist derzeit eine gute Adresse im deutschen Fußball.
Während die Fans selbstironische Spielankündigungsplakate erfinden ("Nicht-Aufstiegstour 2011/2012 - wegen des großen Erfolgs verlängert"), bekennen sich Spieler und Trainer offen zum großen Ziel Aufstieg.
"Ist das ein Hexenkessel"
Mittelfeldspieler Tayfun Pektürk, der den Fürther Nachrichten seine Verwunderung über die Leverkusener Leistung beim 0:3 gegen den FCN gestand, hält am Dienstag Abend auch den Einzug ins Viertelfinale für möglich. "Ich glaube immer noch, dass wir das bessere Team sind." Reporter Günter Koch, der Augenzeuge der Zerfledderung von Union Berlin wurde, sieht das vor dem 254. Derby (bundesweit fand keines öfter statt) ähnlich. "Fürth spielt sich für Dienstag in die Favoritenrolle."
Koch, der auch im FCN-Aufsichtsrat sitzt, konnte von Glück reden, dass Büskens außer Hörweite war. Allzu euphorisches Lob seiner derzeit auf Tabellenrang zwei rangierenden Elf macht ihn fuchsteufelswild, zu viel Skepsis allerdings auch. Büskens grantelt, was das Zeug hält. Am Wochenende hatte ihn ein Videotext-Artikel auf die Zinne gebracht, der die Leistung seiner Elf beim vorherigen (!) Spiel in Frankfurt nicht angemessen gewürdigt hatte.
Der ehemalige Schalke-Spieler Büskens ist es gewohnt, überall auf den Verein angesprochen zu werden. Doch Fürth ist nicht Schalke, Fürth ist nicht einmal der FCN, der selbst in Fürth fast so viele Sympathien genießt wie die Grün-Weißen. Nach Jahrzehnten in der Dritten und Vierten Liga ist das "Kleeblatt", das in den Zwanzigern immerhin dreimal Deutscher Meister war, erst allmählich wieder dabei, sich eine Fanbasis zu erarbeiten.
Büskens geht das alles nicht schnell genug. Die nicht eben feurige Atmosphäre im manchmal nur mit 7.000 Fans gefüllten Ronhof frustriert ihn. "Ist das ein Hexenkessel", spottete er nach dem 3:0 gegen Rostock im vorletzten Heimspiel und bekam daraufhin in den Fürther Nachrichten Nachhhilfe in Ethnologie: "Der gemeine Franke, vor allem der gemeine Kleeblattfan, brennt nun mal nicht wie eine Fackel. Eher wie Steinkohle." Immerhin: Am Dienstag ist das Gästekontingent ausverkauft.
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