DEUTSCHLAND UND ANDERE EU-STAATEN WOLLEN NORDKOREA ANERKENNEN: Entspannung zu verkaufen
Deutschland, Großbritannien und Spanien haben auf dem Asien-EU-Gipfel in Seoul angekündigt, dass sie volle diplomatische Beziehungen zu Nordkorea aufnehmen wollen. Belgien und die Niederlande senden ähnliche Signale. Dies ist ganz im Sinne des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung: Der diesjährige Friedensnobelpreisträger weiß, dass die Isolierung des Hungerlandes im Norden nur zur Im- oder Explosion führen kann. Beides wäre mit unermesslichem Leid verbunden und für Südkorea wie China ein unkalkulierbares Risiko.
Auch wenn es schwer fällt: Es ist richtig, die Isolation Nordkoreas zu beenden. Obwohl dies ein Regime stärkt, das die eigene Bevölkerung zur Geisel nimmt und durchaus verhungern lässt – wenn es nur dem Machterhalt dient. Und obwohl damit der nordkoreanischen Erpressung nachgegeben wird: Mit seinem Raketen- und mutmaßlichen Atomprogramm bedroht Pjöngjang ganz unverhohlen seine Nachbarn. Doch es nutzt nichts, Nordkorea einfach zum „Schurkenstaat“ zu erklären: Die US-Raketenabwehrpläne NMD und TMD sind ein Irrweg. Sie drohen ein Wettrüsten in Asien auszulösen.
Dabei ist die Situation notwendig paradox: Die Entspannungspolitik und die südkoreanische Wirtschaftshilfe werden das System zunächst stabilisieren. Genauso wie der Raketendeal, auf den die EU-Staaten langfristig hoffen. Nordkorea wird auf seine (atomare) Aufrüstung nur verzichten, wenn der monetäre Gegenwert stimmt. Zynisch bezeichnet es seine Raketen als das einzige Exportprodukt. Doch eine Alternative zur Entspannung gibt es nicht. SVEN HANSEN
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