: DEUTSCH
Die Deutschen in Zahlen: von „0,1 % der Deutschen arbeiten Sonntags“ bis „100% der Deutschen verfügten 1986 über 25% der EG-Gesamtkaufkraft“. Das Buch wurde vor der Maueröffnung fertiggestellt. „Deutsch“ heißt hier noch „bundesrepublikanisch“. Ein erhellender Blick auf dieses unser Land: 20,2% des 1985er EG-Rinderbestandes muhte in deutschen Ställen, 20% des EG-Marktes der Nahrungs- und Genußmittel entfallen auf die BRD. Manche Zahlen passen so wenig zu einander, daß man ins Grübeln darüber kommt, wer hier wohl aus welchen Gründen lügt: „72% der deutschen Männer hätten gern mit mindestens einer ihrer Kolleginnen ein sexuelles Verhältnis“ heißt es in der Rubrik „72%“. An anderer Stelle heißt es: „92% der deutschen Frauen bekommen am Arbeitsplatz sexuelle Angebote“. Vielleicht wird da aber auch garnicht über- oder untertrieben, sondern es gibt ein paar Kerle, die das bundesrepublikanische Arbeitsklima gewissermaßen im Alleingang heftig aufheizen oder aber die feministische Kritik hat recht und die meisten Anmachen sind nicht ernst gemeint, sondern Potenzprotzerei und in erster Linie Drohgesten. Noch ein Blick auf die umkämpfte Mitte: „50% der deutschen Frauen mögen Wangenküße“, „50% aller Deutschen würde es beunruhigen, wenn sie einen Kredit aufnehmen müßten“ („56,5% der deutschen Haushalte stottern einen Kredit ab“), 50% aller deutschen Männer wollen auf keinen Fall Mitglied einer politischen Partei werden“. Mehr als hundert Seiten Zahlen, Zahlen, Zahlen. Freilich, so vergnügt habe ich Zahlen noch nie gelesen. Ein Register erleichtert den Zugang. Von Abenteuer - „81% der bis 29jährigen Deutschen mögen Abenteuerurlaube“ - bis Zypern „1% aller Deutschen haben schon einmal Urlaub auf Zypern gemacht“. Dazu Zitatnachweise für die 329 Daten der Deutschen. Demnach stammen sie vorwiegend aus den Jahren 1988 und 1989.
Bernd Middel, Peer Zehnt, ...100% deutsch?, Indigo Verlag, 144 Seiten, 19,80 DM
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