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DER SCHUTZ DER WALE IST GUT, DER SCHUTZ DER MEERE WÄRE BESSERFische in Seenot

Auch wenn man dem offiziellen japanischen Standpunkt zum Walfang ansonsten nicht folgt: In einer Einschätzung hat Tokio recht. Bei ihrem Nein zum Walfang geht es der Mehrheit der Walschutzfraktion in der Internationalen Walfangkommission längst nicht mehr um Fakten. Selbst wenn sich in einigen Jahren erweisen sollte, dass sich die Bestände einzelner Arten so weit erholt haben, dass eine vorsichtige Bejagung schadlos möglich wäre – es geht mittlerweile vor allem ums Prinzip. Auf beiden Seiten. Und auch nach jedem neu bekräftigten Nein zum Kommerzwalfang wird Japan dieses Verbot mit seinem Forschungswalfang umgehen, und weder Norwegen noch Island werden sich an das Moratorium halten.

Was nichts daran ändert, dass der Walfang eine sterbende Branche ist. Abgesehen von einigen indigenen Völkern braucht ihn niemand mehr zum Lebensunterhalt. Und wo er aus politischen Rücksichtnahmen am Leben erhalten wird, ist er zunehmend unwirtschaftlich geworden, weil es keine Nachfrage für das Produkt mehr gibt. Und das ist nicht nur gut für die Wale, sondern auch für die Menschen: Aufgrund seiner Belastung mit Umweltgiften ist Wal schon längst keine empfehlenswerte Mahlzeit mehr, eher ein Krankmacher.

Es ist an der Zeit, die Perspektive zu erweitern. Sich für den Schutz der Meeresriesen stark zu machen, ist eine feine Sache. Zumal sie die PolitikerInnen, die das tun, nichts kostet. Die eigene Fischereiwirtschaft ist ja nicht betroffen. Doch sind es teilweise die gleichen PolitikerInnen, die einerseits bequem Popularitätspunkte sammeln und andererseits tatenlos zusehen, wie die Meere leer gefischt werden. Gegen den Raubbau an den Beständen von immer mehr Fischarten unternehmen sie nichts. Und auch die Fischereipolitik der Eu ist unverantwortlich. Auch wenn sie selbst keine Musterknaben sind, haben Oslo und Reykjavík recht, wenn sie der EU vorhalten, dass Norwegen und Island, wegen ihrer Walpolitik kritisiert, in den eigenen Gewässern jedenfalls eine verantwortlichere Fischbestandspolitik treiben als diese Walschützer in den ihren. REINHARD WOLFF

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