DER RECHTE RAND : Von den Autonomen lernen
Sie tragen schwarze Outdoor-Kleidung und umgeben sich mit Slogans wie „Fight the system“: Englischsprachige Parolen und lange als links verstandener Lifestyle sind den „Autonomen Nationalisten“ (AN) nicht zuwider. Vielmehr will sich dieser Auswuchs der so genannt Freien Kameradschaften ausdrücklich des revolutionären Habitus der Links-Autonomen bedienen. Im niedersächsischen Oldenburg planen örtliche AN für diesen Samstag einen Aufmarsch unter dem Motto „Soziale Gerechtigkeit für Alle – gegen die Politisierung der Polizei“. Ein breites Bündnis hat Gegenaktionen angekündigt (Infos: http://oldenburg.blogsport.de).
Vor wenigen Wochen glaubte der niedersächsische Verfassungsschutz herausgefunden zu haben, rund 30 Personen aus der Neonazi-Szene im Land hingen dem AN-Konzept an. Aber dieses Konzept fasziniert nicht nur in Oldenburg schon länger zahlreiche „Freie Nationalisten“: So gibt es etwa in der Landeshauptstadt eine Gruppierung namens „Autonome Nationalisten Hannover“. Sie betont: „Das transnationale Kapital, welches die Völker der Welt knechtet, kann nicht durch den gleichen Transnationalismus gebrochen werden, welchen die anarchische Linke anstrebt.“ Bei aller oberflächlichen Verwechslungsgefahr: Inhaltlich ist die Distanz zum autonomen Original unverändert.
Im Norden haben die AN, denen sich bisher vor allem 18 bis 25-Jährige anschließen, seit dem Hamburger Marsch am 1. Mai an Attraktivität gewonnen: Ihre Attacken auf „Antifa und Bullen“ scheinen anzuziehen. Große ideologische Differenzen etwa zur NPD bestehen eigentlich nicht. Die „Nationaldemokraten“ sorgen sich aber darum, dass die AN ihrem bemüht bürgerlichen Image schaden könnte. So erklärt etwa NPD-Chef Udo Voigt, diese kopierten Erscheinungsformen hätte in der Partei nichts zu suchen: „Gewalttätige Wählerschrecks dürften keinesfalls unter der Fahne der NPD laufen.“