DER RECHTE RAND : Verlegenheitsprinz vor Machtkampf
Das neue Jahr dürfte für Andreas Molau anstrengend beginnen. Schon jetzt mehren sich in der NPD und den Freien Kameradschaften Stimmen gegen seine Kandidatur für den NPD-Bundesvorsitz. Der jetzige niedersächsische Landesvorsitzende möchte einen harten Machtkampf vermeiden.
Bei seiner Kandidatur gehe es nicht darum, die Arbeit des amtierenden Parteivorsitzenden Udo Voigt zu diskreditieren, versicherte Molau. Trotzdem dürfte ein Teil des Bundesvorstands um Voigt verstimmt sein. Denn Molaus Kandidatur zu dem Parteitag im März 2009 soll Voigt völlig überrascht haben.
Auch im Internet gärt die Kritik am Herausforderer. Hier sei ein „Verlegenheitsprinz“ auf den Schild gehoben worden, wird bei „Altermedia“ gelästert. „Molau als neuer Parteivorsitzender? Das wäre wohl die – beschissenste – Lösung“, kommentiert ein anderer Neonazi. „Molau erscheint zu weich, zu bieder; einfach nicht wie ein Führer“.
Das bürgerliche Auftreten des ehemaligen Waldorfschullehrers Molau führte zum Bruch mit der Hamburger NPD um Jürgen Rieger. Nachdem Rieger zum Bundesvize bestimmte worden war, hatte Molau von „einer politischen Katastrophe“ gesprochen. Er befürchtet, Rieger könnte wegen seiner Radikalität dem angestrebten Image schaden. Von der Elbe dürfte Molau keine große Unterstützung bekommen.
Vom amtierenden Parteivorsitzenden Voigt hatte sich Molau im Zuge der „Affäre Kemna“ gelöst. Rund 870.000 Euro hatte der damalige Bundesschatzmeister Erwin Kemna aus der Parteikasse verschwinden lassen. Voigt wollte dafür nicht die Verantwortung übernehmen. „Das kann ich nach meinen moralischen Vorstellungen nicht mittragen“, sagte Molau und legte seine Ämter auf Bundesebene nieder. Nun erklärt er, es sei nicht an ihm, die Affäre endgültig zu bewerten. Mit seiner Kandidatur wolle er die Krise der NPD zu einem „politischen Aufbruch“ machen. ANDREAS SPEIT