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Archiv-Artikel

DER RECHTE RAND WIE RECHTSEXTREME GEGEN FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE WETTERN Post vom Nachbarn

„Müssen wir erst NPD wählen, bevor was passiert?“, fragen die anonymen Verfasser. Das Flugblatt fanden Bewohner von Bergstedt, einem Stadtteil im Norden Hamburgs, vergangene Woche in ihren Briefkästen. Es richtet sich gegen eine im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft – unterzeichnet hat: „Ihre besorgte Nachbarschaft“.

Der Versuch, Angst vor Flüchtlingen zu schüren, ist nicht neu. Seit Monaten greifen Rechtsextreme im Norden dabei auch Sorgen von Anwohnern auf. Auch die Bergstedter Unterkunft ist in der Szene schon länger präsent: Am 30. Dezember warnte die rechtsextreme, NPD-nahe Website „mein HH-Info“ vor dem Zuzug der Flüchtlinge in den Stadtteil: „Bleibt zu hoffen“, dass sich diejenigen „organisieren, die die Schnauze voll haben von Asylbetrug und Überfremdung“, war dort zu lesen.

Im April soll die Unterkunft für 170 Menschen am Volksdorfer Grenzweg eröffnen. „Die Zeiten, in denen wir in unserem Stadtteil ungestört spazieren konnten, werden wohl der Vergangenheit angehören“, schreiben die „besorgten Nachbarn“ im Flugblatt. Kinder müssten vor dem „aufblühenden“ Drogenhandel im „Umfeld des Asylantenheims“ geschützt werden, heißt es da weiter.

Seit Wochen wird im Stadtteil über die geplante Unterkunft diskutiert. Im November 2013 hatte der Regionalausschuss zu einer öffentlichen Diskussion eingeladen. Schon hier wurde ein Flugblatt verteilt. Im Gegenzug gründete sich ein Freundeskreis für „Asyl in Bergstedt“. Im neuen Flugblatt wird prompt gegen die „Willkommenskultur“ gewettert – und behauptet, dass „viele“ sich nicht mehr trauten, „ihre Meinung, wenn es eine ablehnende ist, offen zu sagen“. Die Fakten im Flugblatt stimmten nicht, sagt Stephan Papke vom „Freundeskreis“, zugleich Vorsitzender der Bergstedter SPD. Man nehme die Bedenken sehr wohl ernst, sagt er: „Darum suchen wir das Gespräch.“

ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland