DER NEUE MENSCH: Den Nachwuchs genetisch optimieren?
■ Wenn körperliche Behinderungen vorhersehbar, Geburt und Aufzucht vorab auf Kosten und Nutzen analysiert werden – wen wundert's, wenn Fortpflanzungsmediziner bereits „Checklisten für Embryoqualität“ aufstellen. Müssen die verantwortungsbewußten Eltern der Zukunft prüfen lassen, ob ihr eigenes „Erbmaterial“ den gestiegenen Anforderungen noch genügt, fragt sich ELISABETH BECK-GERNSHEIM
Aus vielen sozialhistorischen Untersuchungen ist bekannt, daß es Kindererziehung im eigentlichen Sinn – bezogen auf die Altersstufe und persönliche Entwicklung des Kindes – lange Zeit gar nicht gab. Erst mit dem Übergang zur modernen Gesellschaft beginnt die „Entdeckung der Kindheit“, schon bald verbunden mit Bemühungen, auf die kindliche Entwicklung Einfluß zu nehmen. Das Credo der neuen Einstellung zum Kind heißt, daß die Eltern durch angemessene Pflege und Erziehung zum gesunden Gedeihen des Kindes wesentlich beitragen können und so den Grundstock legen für das gesamte spätere Schicksal.
Dieser Förderungsanspruch, der mit der Moderne beginnt, wird in der Folgezeit immer weiter vorangetrieben. Durch verschiedene Entwicklungen gewinnt er insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch zusätzliches Gewicht. Da sind zunächst weitere Fortschritte in Medizin, Psychologie, Pädagogik, die das Kind in wachsendem Maß gestaltbar werden lassen. So werden z.B. körperliche Behinderungen, die um die Jahrhundertwende noch schicksalhaft hingenommen werden mußten, zunehmend behandelbar und korrigierbar. In der Psychologie setzt sich in den 60er Jahren eine neue Forschungsrichtung durch, die noch weit stärker als früher die Bedeutung der ersten Lebensjahre betont, ja das Unterlassen von Förderung mit verlorenen Entwicklungschancen gleichsetzt. Zur gleichen Zeit wird ein deutlicher Anstieg des Einkommens verzeichnet, wodurch Förderungsmöglichkeiten, die früher einer kleinen Schicht vorbehalten waren, nun für breite Gruppen erreichbar werden. Auch gehen die Geburtenzahlen zurück, immer mehr Kinder wachsen als Einzelkind auf oder zu zweit, und entsprechend konzentrieren sich die Zukunftshoffnungen, Ambitionen, Investitionen der Eltern: der Nachwuchs als „knappe Ressource“, dessen Gelingen gesichert sein soll. Auf politischer Ebene wird eine Werbung für Bildung in Gang gesetzt, die sich an bis dahin benachteiligte Gruppen wendet.
Als Resultat dieser und ähnlicher Bedingungen verstärkt sich der kulturell vorgegebene Druck: Das Kind darf immer weniger hingenommen werden, so wie es ist, mit seinen körperlichen und geistigen Eigenheiten, vielleicht auch Mängeln. Es wird vielmehr zum Zielpunkt vielfältiger Bemühungen. Möglichst alle Mängel sollen korrigiert werden (nur kein Schielen, Stottern, Bettnässen mehr), möglichst alle Anlagen sollen gestärkt werden (Konjunktur für Klavierstunden, Sprachferien, Tennis im Sommer und Skikurs im Winter). Auf dem Bücher- und Zeitschriftenmarkt erscheinen unzählige Ratgeber zum Thema Erziehung. So unterschiedlich sie im einzelnen sind, sie enthalten im Kern doch eine ähnliche Botschaft: Das Gedeihen des Kindes wird als private Aufgabe und persönliche Verantwortung der Eltern bzw. der Mutter definiert. Und überall lautet der Auftrag ähnlich: Die Eltern sollen alles tun, um dem Kind „optimale Startchancen“ zu geben.
Die Optimierung der Startchancen fürs Kind – genau das ist der Punkt, wo heute Reproduktionsmedizin und Gentechnologie hereinkommen. Die Sorge fürs Kind muß sich damit nicht mehr auf die Zeit nach der Geburt beschränken, sie kann viel gezielter als früher auch davor schon beginnen. Ein Motto dafür könnte der Satz sein, der kürzlich auf einer Tagung von Humangenetikern und Präventivmedizinern gesagt wurde. Da heißt es bezeichnend: „In unserer leistungsbetonten Zeit gewinnen auch leichte Störungen und Handikaps dramatische Bedeutung für Entwicklung, Integration, Fortkommen und Behauptung.“ Was also wird unter solchen Bedingungen geschehen, wenn die hochtechnisierte Medizin immer mehr Eingriffsmöglichkeiten anbietet? Ich möchte das Szenarium der Zukunft vorsichtig in Form einer Frage skizzieren: Können verantwortungsbewußte Eltern es in Zukunft noch wagen, ihrem Kind die Möglichkeit eines Handikaps zuzumuten? Müssen sie nicht alles Verfügbare tun, um jede Beeinträchtigung abzuwenden?
Was das bedeuten könnte, läßt sich konkret weiter bestimmen. Eltern, die sich auf diese Anforderungen einlassen, sollten zunächst einmal das Instrumentarium der Pränataldiagnostik nutzen und bei ungünstigem Ergebnis die Schwangerschaft abbrechen lassen – oder den Embryo gar nicht erst implantieren (die „Checkliste für Embryo-Qualität“, wie Fortpflanzungsmediziner dies nennen, wird heute schon praktiziert und laufend verfeinert).
Und das ist nicht alles. Konsequent weitergedacht, muß die Fürsorgepflicht der Eltern schon früher beginnen, nämlich beim Zeitpunkt der Zeugung. Die verantwortungsbewußten Eltern der Zukunft müssen sich fragen, ob ihr eigenes „Erbmaterial“ den Anforderungen der Zeit noch genügt oder ob sie nicht besser zurückgreifen auf Eispende und Samenspende – sorgfältig ausgewählt selbstverständlich. Der Ethiker Reinhard Löw malt dazu provozierend folgende Vision aus: „Eigene Kinder zu haben, bedeutet in dieser tapferen neuen Welt, sie mit dem unverantwortlichen Nachteil einer geringeren Intelligenz und einem bescheideneren Aussehen auf den Lebensweg zu schicken als die fortschrittlich gezeugten oder im Reagenzglas kombinierten. Man kann den Zeitpunkt fast schon absehen, zu dem Kinder gegen ihre Eltern wegen ,mangelhaften Erbguts' klagen werden.“
Das Szenario der Durchsetzung
Nun können genetische Eingriffe das alltägliche Geschäft der Erziehung sicher nicht ersetzen. Und in einer Gesellschaft, die hochindustrialisiert, komplex und international vernetzt ist, die damit ein hohes Niveau an Wissensleistungen voraussetzt, werden Bildungsbemühungen im traditionellen Sinn weiter notwendig bleiben. Darüber hinaus aber könnte die Verantwortung, die den Eltern abverlangt wird, in Zukunft zusätzlich neue Formen annehmen: Die Möglichkeiten, die in der Biotechnik angelegt sind, enthalten das Potential für eine bewußte „Qualitätskontrolle des Nachwuchses“. Sicherlich erscheinen uns solche Möglichkeiten heute noch fern.
Doch wie ihre Durchsetzung aussehen könnte – das Szenario dafür läßt sich bereits heute beschreiben. Denn die Geschichte der Technik hat gezeigt, daß der Ablauf von der Erfindung bis zur allgemeinen Verbreitung oft in ähnlichen Schritten erfolgt. Und aus der bisherigen Entwicklung von Reproduktionsmedizin und Pränataldiagnostik deutet sich an, daß auch hier ähnliche Muster sich abzeichnen.
Die Linie von der Gegenwart in die Zukunft mag dann etwa folgendermaßen verlaufen: Zur Zeit sind es nur wenige Eltern, die damit beginnen, die Medizintechnologie in Anspruch zu nehmen. Diese Männer und Frauen mögen im einzelnen ganz verschiedene Motive haben. Die einen sind unfruchtbar und können nur über medizinische Zeugungshilfe zum Wunschkind kommen. Andere gehören Gruppen an, die nach den neueren Erkenntnissen der Wissenschaft als „Risikogruppen“ gelten, das heißt die Wahrscheinlichkeit einer genetischen Belastung fürs Kind ist bei ihnen erhöht. Dann gibt es Männer, die sich sterilisieren lassen, aber vorher, gewissermaßen als Rückversicherung, noch Samen bei der Samenbank deponieren. Ähnlich können Frauen den Weg der In-vitro-Fertilisation wählen, falls sie sich sterilisieren ließen, aber dann später – zum Beispiel mit einem neuen Partner – doch noch ein Kind wollen. Und schließlich wächst in der modernen Gesellschaft auch die Zahl derer, die alleinstehend sind, aber ein Kind wollen, und die deshalb auf die Möglichkeiten der künstlichen Zeugung zurückgreifen.
So unterschiedlich diese Motive auch sind, sie führen offensichtlich in eine ähnliche Richtung: zur Fortpflanzungstechnologie. Im Zuge der technischen Umsetzung und der Möglichkeiten, die sich dabei eröffnen, kann der Wunsch, ein Kind zu bekommen, sich mit dem Wunsch verbinden, auf die Art und Beschaffenheit dieses Kindes Einfluß zu nehmen. Unter der Hand wird der Weg gebahnt für eine neue Form der „Wunschkindmentalität“. Und dies ist kein Zufall, sondern im Verfahren schon vorprogrammiert. Denn die Fortpflanzungstechnologie macht Auswahl möglich, oft sogar nötig. Oder wie Jeremy Rifkin es provozierend nennt: Die „inhärente Logik dieser Technologie ist eugenisch“.
Ein anschauliches Beispiel dafür sind zunächst diejenigen Fälle, wo der Kinderwunsch über Samenspender oder Leihmutter erfüllt werden soll. In den USA ist es gängige Praxis, daß die Interessenten einen Katalog bekommen, in dem die Samenspender bzw. Leihmütter fein säuberlich aufgelistet sind nach den als relevant geltenden Eigenschaften. Daraus können, nein: müssen die Klienten nun wählen. Wenn aber Wahl – warum dann nicht die „bessere“ Wahl? Wer wird, wenn er zwischen verschiedenen Artikeln aussuchen muß, bewußt den nehmen, der ihm wenig gefällt? Und ähnlich auch hier: Da in jedem Fall eine Wahl stattfinden muß, liegt es doch nahe, nach dem eigenen Wunschbild zu wählen, um das genetische Roulette in Richtung bestimmter Eigenschaften zu lenken. Dementsprechend setzen manche „Auftraggeber“ dann auf Intelligenz, manche auf Gesundheit, andere auf blaue Augen oder sportliche Leistung.
Ein weiteres Beispiel für die Auswahlprozesse, die in Gang gesetzt werden, ist die pränatale Gendiagnostik. Hier ist die gegenwärtige Rechtslage in der Bundesrepublik folgendermaßen: Eine Abtreibung ist nur dann zulässig, wenn der Frau die Fortsetzung der Schwangerschaft nicht zuzumuten ist, weil eine schwere, nicht behebbare Schädigung des Kindes droht. Die gesellschaftliche Wirklichkeit freilich sieht anders aus. Schon heute überrollt die gesellschaftliche Praxis vorgeburtlicher Selektion die normativen Grenzen, die das Strafrecht zu ziehen versucht. Abtreibungen werden in wachsendem Maß auch dann vorgenommen, wenn eine leichtere oder behandelbare, zum Beispiel operierbare Schädigung zu erwarten ist.
Dies alles sind nicht Visionen einer ferneren Zukunft, sondern Entwicklungen, die wir schon heute erleben. An ihnen wird ablesbar, wie Reproduktionsmedizin und Pränataldiagnostik unter der Hand zum Einfallstor werden für Verfahren, die auf eine „genetische Verbesserung“ des Nachwuchses hinauslaufen. Wo dies aber der Fall ist, kann im nächsten Stadium eine Ausweitung einsetzen. Denn wenn erst einige Eltern beginnen, sich der Biotechnik zu bedienen, dann werden möglicherweise andere sich anschließen. Sie werden nachziehen, weil sie befürchten, daß ihr Kind in der Konkurrenz der Leistungsgesellschaft sonst nicht mithalten kann.
Hinzu kommt – und das treibt die Entwicklung noch weiter voran –, daß an diesem Punkt nicht nur die Lebensplanung fürs Kind auf dem Spiel steht, sondern zugleich und ganz unmittelbar auch die der Mutter berührt wird, und zwar in historisch ganz neuer Form. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten galten die Imperative der individualisierten Leistungsgesellschaft fast ausschließlich für Männer, für Frauen dagegen war das „Dasein für die Familie“ der sozial zugewiesene Weg. Inzwischen aber hat ein deutlicher Wandel der weiblichen Normalbiographie eingesetzt. Immer mehr Frauen werden durch Veränderungen in Bildung, Beruf, Familienzyklus, Rechtssystem usw. aus der Familienbindung zumindest teilweise herausgelöst; können immer weniger Versorgung über den Mann erwarten; werden – in freilich oft widersprüchlicher Form – auf Selbständigkeit und Selbstversorgung verwiesen.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – das ist denn auch der Wunsch, der fast immer geäußert wird, wo junge Mädchen und Frauen auf ihre Lebenspläne befragt werden. Die soziale Wirklichkeit freilich sieht anders aus. Die Berufswelt nimmt keine Rücksicht auf Familienaufgaben und –pflichten. In den Kultusministerien und Kommunen mangelt es an Geld oder Bereitschaft, für eine ausreichende Versorgung mit Kinderkrippen, Kindergärten, Ganztagsschulen zu sorgen. Kinderhaben ist heute das Strukturrisiko der weiblichen Erwerbsbiographie, ja eine Behinderung, an den Maßstäben der Marktgesellschaft gemessen.
Und genau hier liegt der Grund, warum viele Frauen bereitwillig die Angebote der Pränataldiagnostik annehmen. Sie wollen solche Verfahren, um das Altersrisiko „auszubalancieren“, um die Angst vor dem behinderten Kind vergessen zu können. Und sie haben, wie gesagt, gute Gründe dafür: Wie unsere Arbeits- und Lebenswelt ausschaut, sind Frauen schon mit einem gesunden Kind behindert genug.
Genetische Optimierung des Nachwuchses – ist das also die Zukunft, auf die wir zusteuern? Wir wissen es nicht. Denn die Durchsetzung von Technologien ist kein naturgesetzlich ablaufender, sondern ein sozialer Prozeß. Er wird nicht von vorgegebenen Determinanten bestimmt, sondern von gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen Bedingungen. Er ist abhängig von Machtverhältnissen und Gruppeninteressen, von Marktanteilen und Karrierechancen, von politischen Prioritäten, gesetzlichen Regelungen, privaten Entscheidungen. Er ist damit prinzipiell offen, aufhaltbar, steuerbar. Er kann – der Möglichkeit nach – gebremst werden.
Wenn Sozialwissenschaftler von „Risikogruppen“ sprechen, dann sind sie gewohnt, dabei an soziale Risiken zu denken und an diejenigen Gruppen, die den Imperativen der individualisierten Leistungsgesellschaft nicht nachkommen können (Arbeitslose, Alleinerziehende, Nichtseßhafte usw.). In der Humangenetik dagegen werden unter Risikogruppen diejenigen Menschen verstanden, die ein bestimmtes genetisches Risiko tragen, eine vererbte Krankheit oder Krankheitsdisposition. Nun ist die Verdrängung des einen durch den anderen Risikobegriff sicher wissenschaftstheoretisch nicht haltbar, eine unzulässige Verkürzung des Verhältnisses von Natur versus Kultur. Die Frage ist aber, wie die Praxis ausschaut, wie diese beiden Risikobegriffe in der Konkurrenz um öffentliche Aufmerksamkeit, politische Anerkennung, finanzielle Mittel, politische Maßnahmen und Prioritäten sich zueinander verhalten, ob sie gegeneinander ausgespielt werden, welcher am Ende sich durchsetzt.
Daniel Koshland, der Herausgeber des 'Science Magazine', sagte in einer Ansprache vor einem großen Naturwissenschaftler-Kongreß in Kalifornien: „In Washington gibt es Leute, die meinen, man solle lieber mehr Geld in die Wohnungsbauprogramme für die Obdachlosen stecken als in die Erforschung des menschlichen Genoms. Nun, ich denke, langfristig wird das „Human-Genome“-Projekt mehr zur Lösung des Obdachlosenproblems beitragen als der Bau von Wohnungen ... Viele der Obdachlosen sind physisch oder psychisch gestört. Wenn wir also die Ursachen und nicht die Symptome bekämpfen sollen, dann sollten wir das Geld in die Erforschung der menschlichen Gene investieren ...“
Ein solcher biologischer Reduktionismus ist in der Genomanalyse sicher nicht zwangsläufig angelegt. Aber er ist ihr auch keineswegs fern, wie Äußerungen prominenter Genetiker zeigen. Und auch wenn er wissenschaftstheoretisch sich als nicht haltbar erweist, so hat er doch Folgen. Wie einer der berühmtesten Sätze der Soziologie, das sogenannte Thomas-Theorem, lautet: „What men define as real is real in its consequences.“
Wo ein biologischer Reduktionismus aufkommt, bleibt er nicht nur Theorie, sondern enthält auch ein Praxiskonzept: Er enthält direkte Vorgaben für politisches Handeln. Wo man von der determinierenden Kraft der Gene ausgeht, verlieren die Ansprüche auf Chancengleichheit im Bildungssystem an Durchsetzungskraft. Wo früher soziale Reformen notwendig schienen, kann man dann auf die genetische Verbesserung der Anlagen setzen. Kurz, die Gefahr des biologischen Reduktionismus liegt darin, daß statt nach sozialen allein nach technischen Lösungen gesucht wird.
Exemplarisch für dieses Denken sind zum Beispiel die Sätze von Julian Huxley: „Wenn wir irgendwelche größeren Fortschritte in nationaler und internationaler Leistungsfähigkeit erzielen wollen, genügt es sicherlich nicht, an sozialen und politischen Symptomen herumzudoktern, die weltpolitische Maschinerie zu flicken, [...] auch nicht das Bildungssystem zu verbessern, sondern wir müssen immer stärker dazu übergehen, das genetische Niveau der geistigen und praktischen Fähigkeiten des Menschen zu heben.“
Vom sozialen zum genetischen Risiko – ist das das Szenarium der Zukunft? Das wäre dann tatsächlich eine „andere Moderne“, ja eine andere Risikogesellschaft. Sozialwissenschaftler und Naturwissenschaftler sind aufgerufen, die Herausforderung des Biologismus aufzunehmen und seine Lücken – für Erziehung, soziale Arbeit, soziale Dienste – systematisch sichtbar zu machen. Es ist ihre gemeinsame Aufgabe, die gesellschaftlichen und politischen, sozialen und psychischen Dimensionen auszuleuchten, die in einer ganz aufs Technische reduzierten Planung menschlichen Lebens und Zusammenlebens aus dem Blick geraten. Denn in der Konkurrenz der Risikobegriffe liegt eine zentrale Weichenstellung für die Gestaltung der Zukunft.
Elisabeth Beck-Gernsheim ist Privatdozentin für Soziologie am Institut für Psychologie der Uni München. Sie schrieb u.a. „Technik, Macht und Moral. Über die Reproduktionsmedizin und Gentechnologie“.
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