DER GEGNER Das Team der Slowakei präferiert Hochsicherheitsfußball und scheut jedes Risiko: Hamšík marschiert, Hamšík schießt
Die Slowakei lässt den Gegner kommen. Sie bevorzugt es, tief zu stehen. Dabei ist die Verteidigung sehr stabil. Das Hauptaugenmerk liegt auf Sicherheit. Auf hohes Pressing ist das Spiel nicht ausgelegt. Die Verteidigungsarbeit findet in der eigenen Hälfte statt. Die Viererkette in der Abwehr um den erfahrenen Martin Skrtel (84 Länderspiele) agiert dabei eher mannorientiert und ist äußerst zweikampf- und kopfballstark.
Der slowakische Trainer Jan Kozak lässt ein variables 4-5-1 spielen, das bei eigenem Ballbesitz zu einem 4-3-3 wird, bei dem die beiden Außenspieler Vladimír Weiss und Róbert Mak nach vorn rücken. Über die beiden schnellen und technisch starken Außen werden die meisten Angriffe vorgetragen. Dabei suchen Weiss und Mak für gewöhnlich nicht den Weg an die Torauslinie, um eventuell zu flanken. Sie ziehen lieber in die Mitte.
Trainer Kozak gilt als Spielversteher, dessen Stärke die detaillierte Gegneranalyse ist. Er reagiert auf neue Gegner oft mit überraschenden Umstellungen. So sind die Slowaken in ihrer Variabilität bisweilen nur schwer auszurechnen.
Die größte Stärke der Slowaken sind ihre Tempowechsel. Gut zu beobachten war das im Testspiel gegen die deutsche Auswahl kurz vor der EM, das der Weltmeister mit 1:3 verloren hat. Urplötzlich haben die Slowaken da auf hohes Pressing umgestellt, Ballverluste der Deutschen in deren eigener Hälfte provoziert und schnell umgeschaltet.
Schlüsselspieler der Slowaken ist ohne Frage Marek Hamšík. Der Mann vom SSC Neapel besetzt die Position des Achters im Mittelfeld. Diese legt er äußert variabel aus. Fast alle gefährlichen Angriffe laufen über Hamšík. Ein typischer Spielzug der Slowaken über Hamšík sieht wie folgt aus: Balleroberung in der eigenen Hälfte, Pass auf Hamšík, Hamšík überbrückt das Mittelfeld mit einem Lauf, umspielt dabei vielleicht noch einen Gegenspieler und spielt einen Pass auf die Außenbahn; der Außenspieler zieht nun am Strafraumeck nach Innen und legt auf den nachrückenden Hamsik ab, welcher dann abschließt.
Die Sturmmitte ist bei den Slowaken ein absoluter Schwachpunkt. In den jüngsten Spielen wurde sie mit Ondrej Duda besetzt. Er ist eigentlich offensiver Mittelfeldspieler, bleibt aber in der Sturmmitte gebunden und agiert nicht als falsche Neun. Bislang gelang es den Slowaken nicht, ihn ins Spiel einzubeziehen. Im Spiel gegen England hatte er 32 Ballkontakte, gegen Russland 29. Fazit: Das Spiel ist sehr von Marek Hamšík abhängig. Sid Meyer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen