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DER EURO IST STABIL, AUCH WENN ES DIE EXPERTEN NICHT GLAUBEN WOLLENVerzweifelte Erklärungsversuche

Der Stabilitätspakt wackelt. Das Euro-Schwergewicht Deutschland hat ein Defizitverfahren am Hals. Und der Euro? Er steigt. Seit der Äußerung von EU-Kommissionschef Romano Prodi, der Stabilitätspakt sei dumm, legte er zeitweilig sogar von knapp 97 US-Cent auf über einen Dollar zu.

Das widerlegt alle Warnungen, die eine Mehrheit der Währungsexperten immer wieder ausgesprochen hat: Die Euro-Stabilitätskriterien müssten strikt eingehalten werden; andernfalls verlören die Kapitalanleger das Vertrauen in die noch junge Währung und flüchteten etwa in den Dollar.

Vor allem aber zeigt der Kursanstieg des Euros, wie sehr sich „Analysten“, Wirtschaftsforscher und Währungsweise die ökonomische Welt zurechtreden. Denn statt nun zu sagen: Wir haben uns geirrt, die penible Einhaltung dreier willkürlicher Stabilitätskriterien ist nicht so wichtig, suchen sie verzweifelt nach Erklärungen für die Euro-Stärke.

Als beliebte Begründung gilt derzeit die „Dollarschwäche“: Das sinkende Verbrauchervertrauen, der Anstieg der Neuverschuldung in den USA etc. Offenbar haben die Währungsexperten vergessen, dass die US-Wirtschaft schon seit längerem schwächelt. Solch verzweifelte Erklärungsversuche erinnern an die Boomzeiten der New Economy 1999 und 2000. Auch damals trotzte der Kurs des Euros sämtlichen Lehrbuch-Erklärungen und sank, obwohl die europäische Wirtschaft brummte. Schuld sollte die „Dollarstärke“ sein.

Doch statt schnellverderbliche Gründe für vermeintliche Schwächen und Stärken zu suchen, sollten sich alle, die etwas zum Stabilitätspakt sagen wollen, vor Augen führen: Ökonomie ist keine Naturwissenschaft, die nach „Wenn-dann“-Regeln funktioniert. Jetzt besteht die Gelegenheit, die Wirkung des Stabilitätspakts auf den Euro in der Empirie zu testen – und den Stabilitätspakt entsprechend anzupassen: Denn es spricht einiges dafür, künftig auch andere Kriterien wie die Arbeitslosenzahl und das Wirtschaftswachstum zu berücksichtigen. KATHARINA KOUFEN

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