: DDR: Schöner wählen
■ Anklage gegen Krenz und Genossen
Berlin (AP) – Die Berliner Staatsanwaltschaft hat den ehemaligen SED-Generalsekretär Egon Krenz nun auch wegen Wahlfälschung in der DDR angeklagt. Dem letzten Ostberliner Staats- und Parteichef wird vorgeworfen, die bewußt zugunsten der Machthaber geschönten Ergebnisse der Kommunalwahl am 7. Mai 1989 offiziell bestätigt zu haben. Ebenfalls wegen Wahlfälschung sollen sich auch die ehemaligen SED-Politbüromitglieder Günter Schabowski und Horst Dohlus vor Gericht verantworten.
Krenz, Schabowski und Dohlus sind bereits wegen versuchten und vollendeten Totschlags an mehreren Flüchtlingen an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze angeklagt. Der achtundfünfzigjährige Krenz hatte den Vorwurf der Wahlfälschung zurückgewiesen und erklärt, er habe den damaligen Staats- und Parteichef Erich Honecker in einem Brief vor der Kommunalwahl im Mai 1989 vor „falschem Übereifer“ gewarnt.
Wenn Ergebnisse geschönt worden seien, habe dies nicht am Fehlverhalten einzelner gelegen, sondern am politischen System in der DDR, so daß es mit juristischen Mitteln nicht zu erfassen sei, hatte Krenz in einem Prozeß wegen Wahlfälschung in Erfurt ausgesagt.
Im Zusammenhang mit der Wahlfälschung am 7. Mai 1989 wurden bereits mehrere einstige SED-Funktionäre verurteilt, unter ihnen der ehemalige Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer und der heutige PDS- Ehrenvorsitzende Hans Modrow.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen