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DAS TREFFEN DER GLOBALISIERUNGSKRITIKER IN FLORENZ IST GEFÄHRDETRömische Schikanen gegen Attac & Co

Florenz 2002, ein zweites Genua? Schon die Frage schien bisher absurd. Schließlich wollen sich in Florenz vom 7. November an nicht die G-8-Chefs treffen, sondern etwa 20.000 Globalisierungskritiker. Sie wollen keinen Gipfel der Mächtigen be- oder gar verhindern, sondern vier Tage lang auf Foren und in Seminaren des Europäischen Sozialforums diskutieren. Die Region Toskana und die Stadt Florenz haben sich an der Vorbereitung dieser Tagung beteiligt.

Trotzdem steht das Forum in Florenz auf der Kippe – weil es höchst offiziell schon in die Rubrik Genua eingeordnet worden ist. Erst lancierten die italienischen Geheimdienste Meldungen vom Anmarsch schwarzer Horden – gleich 5.000 Black-Blocker aus ganz Europa sollen reisefertig sein. Dann reagierte die Regierung auf den selbst ausgerufenen Alarm. Grenzen dicht, Schengen außer Kraft: Auch der Innenminister in Rom kann kaum glauben, dass das schon rund um den G-8-Gipfel letztes Jahr angewandte Schikane-Instrument irgendwelche Krawalle verhindern könnte, wenn sie denn geplant wären. Aber er weiß auch, wie sich bestimmte Veranstaltungen schon durch „Prävention“ ins gewünschte schlechte Licht rücken lassen. Das hat in Genua prima funktioniert: Den Polizeikrawallen war propagandistisch der Boden bereitet. Dort lässt sich bruchlos anknüpfen. Etwa durch die Zurückweisung von Personen, die den Fehler begingen, sich in Genua verprügeln, verhaften, misshandeln und dann ausweisen zu lassen.

Verständlich also, dass die Vertreter des Forums die Gespräche mit Stadt, Region und Sicherheitskräften über die Vorbereitung des Treffens in Florenz abgebrochen haben. Verständlich auch, dass sie die Veranstaltung selbst in Frage stellen; schließlich können sie kaum akzeptieren, dass Roms Regierung per Grenzzurückweisung über die Teilnehmer entscheidet. Verständlich – und doch keine Lösung. Denn die Absage oder Verlagerung des Forums schüfe einen üblen Präzedenzfall: Ein paar Grenzschikanen – und Italiens Regierung wäre fast ohne Aufwand ein Ereignis los, auf das sie gern verzichtet. MICHAEL BRAUN

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