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 ■ D I E A N D E R E N

Liberation

Zur Entscheidung Ungarns, die Grenze nach Westen zu öffnen, meint die linke Pariser Tageszeitung:

Das diplomatische Gerangel der letzten Tage bleibt weitgehend hinter einem schamhaften Schleier verborgen, aber war wahrscheinlich von Ungarns Wunsch beherrscht, seine Beziehungen zur DDR, seinem wichtigsten Partner im Warschauer Pakt, nicht zu vergiften. Man muß sagen, daß die Westdeutschen nicht gerade sehr viel Fingerspitzengefühl an den Tag legten, als sie auf ungarischem Staatsgebiet bundesdeutsche Pässe ausgaben. Hat man der DDR Zeit gelassen, ihr Gesicht zu wahren? In der spannungsreichen vergangenen Woche konnten die kommunistischen Behörden noch das freiwillige Verlassen von 116 ostdeutschen Flüchtlingen der westdeutschen Mission in Ost-Berlin aushandeln. Den Insassen der ungarischen Lager machte man dasselbe Versprechen der Straffreiheit, doch vergeblich. Indem es schließlich offenbar ohne Abkommen eine solche Massenabwanderung zuließ, hat Ungarn in spektakulärer Weise den Bruch mit seiner Vergangenheit unterstrichen.

In einer Zeit schwieriger politischer und wirtschaftlicher Reformen, für die man westliche Unterstützung erhofft, hat Budapest eine klare Wahl getroffen.

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