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■ D I E A N D E R E N
„Westfälische Rundschau“ (Dortmund)
Zu DDR/SPD/Stasi
kein schuldbekenntnis wohlgemerkt. vielmehr der (glaubhafte) hinweis auf die angeschlagene gesundheit und noch ausstehende langwierige pruefungen. das ist zunaechst einmal zu respektieren. boehme ist nach wolfgang schnur, der zweite ddr-parteichef, der seine aemter niederlegte. wohl wahr: sein fall unterscheidet sich vom fall schnur dadurch, dass dieser erst das handtuch warf, als seine verstrickung offenkundig war. boehme traf seine entscheidung, obwohl ein nachweis gleicher, oder auch nur aehnlicher art gegen ihn nicht erbracht ist. von ihm ist allein bekannt (und beweisbar), dass er unter der stasi-herrschaft gelitten hat. sie haben ihn eingesperrt. allerdings: wer seinerzeit geenueber schnur misstrauisch war, muss dies konsequenterweise auch gegenueber boehme sein. so verstaendlich dessen voelliges abtauchen auch sein mag, es laesst fragen offen, die dringlich zu stellen waeren.Yauch dem einfaeltigsten muss jetzt klar sein, dass es fuer den zweiten deutschen staat einen voelligen neubeginn nicht gibt. die geschichte kennt keine „stunde null“. die gegenwart wird stets auch von der vergangenheit bestimmt. die ddr wird ihre last noch lange zu tragen haben - die last der wahrheiten wie der verleumdungen.
„Neue Osnabrücker Zeitung“
Zu Bayern/Kommunalwahl die csu ist geschockt. das katastrophale abschneiden bei den stichwahlen vom sonntag hat sie auf den stand der 70er jahre zurueckgeworfen. die partei, die auf ihrem hoehepunkt sogar die landeshauptstadt muenchen eroberte, droht zu einer bayerischen landpartei abzusinken. haette es nicht den ueberraschenden csu-erfolg in augsburg gegeben, waeren die groessten staedte des freistaates saemtlich in spd-hand. mit ueberraschender wucht schlug dieser trend ueberall durch - ob in regensburg oder passau, in coburg oder kempten. und nicht einmal die republikaner konnten noch als alibi dienen, da sie in der stichwahl keine rolle spielten. nein, diese schlappe haben nicht einige unpopulaere kandidaten erlitten, dies ist eine niederlage der partei. spaetestens seit sonntag weiss die csu, dass auch ihre absolute mehrheit bei der landtagswahl am 14. oktober bedenklich wackelt. besorgt sein muss jedoch die union insgesamt. bayern lieferte stets einen besonders ueppigen beitrag fuer die siege der bonner koalition. faellt dieser anteil bei der bundestagswahl wesentlich geringer aus, wachsen auch die risiken fuer helmut kohl.
„Rheinische Post“ (Düsseldorf)
Zur DDR
eine bestuerzende entwicklung, die an den fall des wolfgang schnur erinnert. die revolution entlaesst ihre vaeter, die junge demokratie in der ddr befindet sich auf einem sehr steinigen weg. der nach wie vor taetige stasi kann stolz sein: binnen drei wochen zwei neue parteichefs gestuerzt. boese verdaechtigungen, fuer die staatssicherheit der sed gearbeitet zu haben - nicht ganzzu beweisen, aber eben auch nicht voellig ausgeraeumt -, ueberschatten den demokratischen neubeginn in der ddr nach der wahl vom 18. maerz mehr als das anhaltende ringen um eine grosse koaltion. ob zwischen dem verzicht boehmes und der vorlaeufigen? - absage des spd-vorstandes an eine grosse koalition mit allen parteien der siegreichen „allianz fuer deutschland“ unter einem regierungschef lothar de maiziere ein innerer zusammenhang besteht, kann nur gemutmasst werden.
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