: Cure fürs Hirn
■ Computerprogramm hilft bei Heilung hirngeschädigter Menschen
Braunschweig Ein neues Computerprogramm hilft bei der Rehabilitation hirngeschädigter PatientInnen. Es wurde von WissenschaftlerInnen der Technischen Universität Braunschweig entwickelt und trägt den Namen Cure, das englische Wort für Heilung. Cure ist für PatientInnen gedacht, denen eine Hirnverletzung das geraubt hat, was den Menschen zur unverwechselbaren Person werden läßt: sein Bewußtsein. So müssen viele Unfallopfer nach einem Unfall während der langwierigen Rehabilitation Alltägliches wie das Lesen, Schreiben, Reden oder Rechnen wieder ganz neu lernen.
Je früher die Rehabilitation beginnt, desto größer sind die Chancen der PatientInnen, zum normalen Leben zurückkehren zu können. Für eine anspruchsvolle Betreuung braucht man geschultes Personal. Doch Pflegekräfte sind teuer. Deshalb liegen oft auch die noch erhaltenen Hirnfunktionen brach, die PatientIn vekümmert im Krankenbett immer weiter.
Hier setzt das Konzept der MitarbeiterInnen des Braunschweiger Instituts für Betriebssysteme und Rechnerverbund an. Das Üben des Alphabets, einfache Rechenaufgaben mit Zahlen und Symbolen, das Erkennen von Bildern und Formen sind Aufgaben, die die TherapeutIn manchmal 20 oder 30 mal wiederholen muß. Diese rein mechanisch zu wiederholenden Anweisungen werden an den Rechner delegiert.
„Die hirngeschädigten Patienten werden damit aber nicht sich selbst überlassen“, betont Institutsleiter Professor Horst Langendörfer. Cure müsse von der PflegerIn zuvor an die Bedürfnisse jeder PatientIn angepaßt werden. Der Computer werde in der Klinik also keine Arbeitsplätze ersetzen. Fragen wie „Macht der Patient Forschritte? Stagniert die Leistung? Kann das Niveau der Fragen angehoben werden?“ beantwortet Cure nicht. Allerdings liefert es statistische Angaben über richtige und falsche Antworten, was der BetreuerIn bei der Beurteilung des Hirngeschädigten helfen soll.
Deshalb, so erläutert Langendörfer, werde das Programm nicht im Discount um die Ecke zu haben sein. Geldgeber für das Projekt ist die Siemens-Nixdorf AG. Darüber hinaus arbeiteten die Braunschweiger mit dem Kuratorium „Zentrales Nervensystem“ zusammen.
Doch die TherapeutInnen haben noch andere Wünsche an den Computer. Mit Hilfe der Statistik soll Cure beispielsweise die Ergebnisse zahlreicher PatientInnen miteinander vergleichen, um aus dem Zusammenhang zwischen Unfall, Gehirnverletzung und Lernfortschritt Rückschlüsse auf bessere Therapien zu ziehen.
Thilo Resenhoeft, dpa
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