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Craxi schickte Iraner zurück

■ Das begehrte Asyl wurde einem geflüchteten Iraner in Italien verwehrt / Austausch gegen sechs in Teheran festgehaltene Italiener / Kritiker sehen „gefährlichen Präzedenzfall“

Aus Rom Werner Raith

Mit einer überraschenden Entscheidung hat Italiens Ministerpräsident Bettino Craxi das Problem des 18jährigen Khomeini– Gegners Amir Albogino Beish Macksari „gelöst“, der sich seit dem 4. Dezember auf der iranischen „Iran Jahad“ im Hafen von Genua verschanzt und um politisches Asyl gebeten hatte. Nachdem bekannt wurde, daß von iranischen Behörden sechs Italiener am Flughafen von Tehe ran festgehalten wurden, gab Craxi unverzüglich Befehl, die laufenden Verhandlungen mit dem stellvertretenden Botschafter des Iran zu unterbrechen - und das Schiff losfahren zu lassen, ohne dem Regimegegner das begehrte Asyl zu geben. Notfalls, so die Regierungsordner, sollten Polizeikräfte dem von Hafenarbeitern bestreikten Khomeini–Schiff Geleitschutz geben. Die Entscheidung Craxis wird allenthalben kritisiert. Einerseits soll nach Auskunft des verhandlungsführenden Innenstaatssekretärs Costa gerade jetzt nach einer direkten UNO–Intervention eine „humanitäre“ Lösung in Sicht gewesen sein - etwa durch Garantien bei einem Prozeß in Teheran. Andererseits sehen Kommunisten und Christdemokraten „einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen, der künftig die Gewährung politischen Asyls nahezu unmöglich machen wird. Aus Regierungskreisen wird dazu vermerkt, daß anstelle der „Rückgabe“ des Asylanten allenfalls noch das Angebot von Waffenlieferungen an den Iran möglich gewesen wäre - was sich jedoch „derzeit aus einsehbaren Gründen von selbst verbietet“. Craxis Entscheidung brachte den gewünschten Erfolg. Die sechs Italiener durften gestern die Botschaft ihres Landes in der iranischen Hauptstadt aufsuchen. Nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur ANSA sind sie frei und können in Kürze die geplante Heimreise nach Rom antreten.

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