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Cosmopolitane Cowboys

Camel Boots gibt es nicht mehr. Stattdessen produziert Salamander jetzt mit Yellomiles Schuhe für den Abenteuerspielplatz Großstadt. Am Tauentzien kann man sie kaufen

Abenteuer finden heutzutage in der Großstadt statt. Die Zeiten der Dschungel und Wüsten sind vorbei. Die Menschen laufen durch betonierte Hochhaussiedlungen und Fußgängertunnel. Wer dafür die richtigen Schuhe besitzt, ist froh.

An der deutschen Schuhfirma Salamander ist diese Entwicklung nicht unbemerkt vorüber gegangen. Gerade hat sie ihre Produktion auf neue Modelle umgestellt. Opfer dieser Reform sind die Camel-Boots. Nach 20 Jahren beendet Salamander jetzt deren Fertigung und bringt stattdessen die neue Marke Yellowmiles auf den Markt.

Das ist schade. Denn Camel-Boots waren solide Qualitätsware für Männer allen Alters. Es gab Halbschuhe, die seriösen Geschäftsleuten gefielen. Andere Camel-Modelle wurden von Öko-Jugendlichen gekauft. Robust, haltbar und massenkompatibel, – so funktionierte die schicke Marke jahrelang. Manchmal rauchten Camel-Boots-Träger sogar Camel-Zigaretten und machten Urlaube in unberührten Naturlandschaften. Das passte zur gleichnamigen Tabak-Werbung. Die Salamander-Fabrik verdiente mit am Image vom ungezwungenen Raucherglück.

Die neuen Yellowmiles-Schuhe schließen nun allerdings mit diesem Lebensgefühl ab. Yellowmiles bietet modisches „City-Feeling für cosmopolitische Männer und Frauen“, heißt es im Pressetext. Zum Sortiment zählen zierliche Schnürschuhe in bunten Farben. Ebenso moderne Wildlederfabrikate. Alle Schuhe haben jetzt drei gelbe Linien auf der Sohle. Die Werbung spielt vor der Kulisse von New York. Zigaretten sind keine zu sehen.

Bisher sei freilich wenig los gewesen, sagt die Verkäuferin im neuen Yellowmiles-Geschäft am Tauentzien. Sie steht schon lange ganz allein in dem kleinen Laden. Seit dem 6. Januar ist er geöffnet. Im Schaufenster liegen fliederfarbene Damenslipper und rote Schuhe im aktuellen Bowling-Look. Unter dem alten Namen wäre das sicher nicht passiert. Immerhin verschwinden auch die stabilen Camel-Boots nicht ganz aus der Welt der Schuhgeschäfte. Manche Modelle laufen unter dem Yellowmiles-Logo weiter. Der Hersteller Gabor will die Camel-Reihe komplett weiterführen. „Da wird dann nur der Leisten schmaler für den Herrn“, sagt die Yellowmiles-Verkäuferin. Das sei wahrscheinlich unbequemer. Ansonsten bliebe aber alles beim Alten.

Die Salamanderfabrik geht dafür „mit neuer Freiheit in die Zukunft“, meint der Yellowmiles-Pressetext. Trotz dieses guten Versprechens war einem der alte Camel-Mann sympathischer als die neuen Werbeträger. Er sah aus wie der Schauspieler Robert Redford. Die Yellowmiles-Menschen erinnern dagegen sehr an langweilige Biertrinker, die in Gruppen unterwegs sind. Bei den Stadtlandschaften im Hintergrund denkt man an die Binding-Lager-Skyline. Über Saxofonmusik würde man sich auch nicht wundern. Wahrscheinlich ist nur die Anti-Raucher-Stimmung im Land Schuld an den neuen Ideen der Salamander-Firma. KIRSTEN KÜPPERS

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