Coronakrise in Brasilien: Der nächste Minister geht
Nach nur 27 Tagen tritt Brasiliens Gesundheitsminister schon wieder zurück. Derweil schnellen Infektions- und Todeszahlen in die Höhe.
Bolsonaro hatte von Beginn der Pandemie an die Covid-19-Krankheit mit einer „leichten Grippe“ verglichen, sich gegen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ausgesprochen und Quarantäneregelungen immer wieder demonstrativ verletzt. Inmitten öffentlicher Differenzen über den Umgang mit der Pandemie hatte Bolsonaro schon seinen letzten Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta entlassen.
Zuletzt hatte Bolsonaro angewiesen, landesweit das Malaria-Medikament Chloroquin zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung einzusetzen. Über dessen tatsächliche Wirksamkeit gibt es jedoch keine gesicherten Erkenntnisse – über sehr starke Nebenwirkungen jedoch schon, und das seit Jahrzehnten.
Teich, von Beruf Arzt, hatte sich gegen den Einsatz von Chloroquin ausgesprochen. Bolsonaro war mit der Empfehlung des Medikaments seinem Vorbild Donald Trump gefolgt. Auch der US-Präsident hatte wochenlang für den Einsatz von Chloroquin geworben, bis die Zahl der Meldungen über schwere Nebenwirkungen so sehr stieg, dass von einem Tag auf den anderen kein Wort mehr dazu aus dem Weißen Haus kam.
Auch in indigenen Gebieten steigen die Infektionszahlen
Zwischen dem Rauswurf seines Vorgängers und dem Rücktritt Teichs stieg die Zahl der Coronatoten in Brasilien in 29 Tagen nach Angaben der Zeitung Estado de S. Paulo um 666 Prozent. Am Samstag erreichte die Zahl der neu als mit dem Coronavirus infiziert Gemeldeten einen neuen Rekord: Mit rund 15.000 steht Brasilien hinter den USA an weltweit zweiter Stelle der gemeldeten Neuinfektionen innerhalb 24 Stunden.
Dabei führt das südamerikanische Land im Vergleich zu den USA zehnmal so wenig Tests pro eine Million Einwohner*innen durch – was darauf hinweisen dürfte, dass die Dunkelziffer der Infizierten sehr viel höher ist. Zugleich überschritt die Zahl der Toten ebenfalls die Marke von 15.000. Die meisten Menschen starben in den größten Städten São Paulo und Rio de Janeiro.
Aber auch in indigenen Gebieten nimmt die Zahl der Infizierten zu. Bereits 38 indigene Völker seien betroffen, meldete die Vereinigung der Ureinwohner Apib am Freitag. Das Virus erreiche mit „beängstigender Geschwindigkeit“ alle Gebiete der Ureinwohner, warnte Apib. Diese seien schon in der Vergangenheit durch eingeschleppte Krankheiten schwer getroffen worden.
Laut Apib haben sich mehr als 440 Ureinwohner mit dem Virus angesteckt, 92 seien bereits an den Folgen gestorben. Betroffen sind demnach vor allem die Völker im Bundesstaat Amazonas wie etwa die Parque das Tribos, deren Chef Messias Kokama an Covid-19 starb.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Survival International bewirkt die Epidemie zugleich, dass illegale Holzfäller und Goldschürfer „mit Rückendeckung der Regierung“ zunehmend auf die Gebiete der Ureinwohner vordringen.
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