Corona-Krise am Flughafen: Riesenloch im BER
Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) muss eine corona-bedingte Finanzlücke von rund 2 Milliarden Euro stopfen.
„Wir gehen in diesem Jahr von etwa 10 Millionen Passagieren aus“, sagte Lütke Daldrup. „Das sind nicht mal 30 Prozent von dem, was wir normalerweise in diesem Jahr erwartet hätten.“ Im Jahr 2019 hatten die Berliner Flughäfen mit fast 36 Millionen Fahrgästen einen Rekord verbucht.
Nun fehlen bis 2025 den Erwartungen zufolge 80 Millionen Passagiere wegen des Einbruchs im Luftverkehr. Das entspreche Einnahmeausfällen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro, so Lütke Daldrup. Die FBB versucht, das mit einem Sparprogramm zu kompensieren: 80 Prozent der geplanten Investitionen will die Gesellschaft bis 2025 streichen und die Zahl der Beschäftigten unter anderem über Altersteilzeit oder auslaufende Verträge um ein Viertel reduzieren. „Damit wird das Unternehmen einen Beitrag leisten“, sagte Lütke Daldrup.
Aus eigener Kraft komme die Gesellschaft aber nicht auf einen grünen Zweig. Die staatlichen Eigentümer müssten für eine Teilentschuldung einspringen: 1,1 Milliarden Euro sollen der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bei den Fremdkapitalgebern abzahlen. Andernfalls könnten die Kredite nicht mehr bedient werden.
Darüber hinaus brauche es 800 Millionen Euro Liquiditätshilfen bis 2025. Als dritter Punkt auf der Rechnung stehen die bereits geleisteten Corona-Hilfen, von denen ein Großteil bislang als Darlehen der Eigentümer geflossen ist. Sie sollen in nicht-rückzuzahlende Zuschüsse umgewandelt werden. In der kommenden Woche sollen der Bund und die beiden Länder auf einer Gesellschafterversammlung über die Maßnahmen beraten.
Ab 2025 ohne Steuergelder?
Dafür stellt der Flughafenchef in Aussicht, dass ab 2025 keine Steuergelder mehr notwendig sein werden. Die Gesellschaft könne dann wieder eigene Kredite am Kapitalmarkt aufnehmen. Voraussetzung: Die Fluggastzahlen wachsen bis dahin tatsächlich wieder auf das Vorkrisenniveau.
Am Mittwoch hatte Lütke Daldrup verkündet, dass er zum September dieses Jahres in Rente gehe – rund ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende. Wie eine Nachfolgelösung und die künftige Struktur am BER konkret aussehen könnte, damit will sich der Aufsichtsrat bei seiner nächsten Sitzung im April beschäftigen. Diese Fragen hätten am Freitag noch keine Rolle gespielt, hieß es.
„Unsere Führungsebene und unsere zweite Führungsebene ist ausgesprochen gut“, sagte Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider am Freitag. „Sie bietet die richtige Ausgangsbasis für eine stabile Zukunft.“ Ob diese Zukunft mit einem Chef oder einer Chefin aus dem eigenen Unternehmen oder von außerhalb gestaltet werden soll, ließ er offen.
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