■ Corinna und Michael Schumacher binden sich fürs Leben: Kann das Glück noch größer sein?
Einzeln sind wir Worte, zusammen ein Gedicht! Hach. So sprach dereinst bekanntlich das kleine Schummele zu seinem Go-Kart. Poetry in motion sozusagen! Insofern ist es von tiefer und nicht zu unterschätzender Symbolik, daß nun, wenige Jahre später, der große Schummele dieselben goldenen Worte wieder bemüht. Sie stehen auf jener Heiratseinladung, die der Monegasse seinen Freunden hat zukommen lassen. Nicht allen Freunden versteht sich. Michael Schumacher (26), gelernter Kfz-Mechaniker aus Kerpen, hat, vorsichtig geschätzt, ungefähr achtzig Millionen, doch das Hotel Petersberg in Königswinter bedauerlicherweise nur 92 Zimmer und Suiten.
Warum der Formel-1-Weltmeister es gestern zu Kerpen standesamtlich nicht getan hat und ob er nicht vielleicht überhaupt schon längst geheiratet hat, soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Eher schon die allgemeinere Frage: Warum es uns beschäftigt? Dazu ist zu sagen: Es beschäftigt uns in keinster Weise. Nun äh, nicht ganz. Denn Schumi, sagen wir's unerschrocken, wie's ist, ist einer von uns. Einer wie wir. Irgendwie ... ganz anders, als sagen wir: Boris? Monte Carlo hin, 70 Millionen Jahresumsatz her, Schumi steht für das Bewahrende, das Häusliche, das Schummlige wohl auch – ihr wißt schon: was die FAZ so liebt.
Corinna Betsch (26), gelernte Verlobte, ist die Frau, die Schumacher liebt. Richtig liebt. Corinna, so pflegt er strahlend zu sagen, sei die Frau, die ihr Leben bedingungslos nach ihm ausrichte. Hauptberuflich! Bedingungslos! Corinna hat daneben zwar auch Wasserski, Motorboot, Tiere und Schummeln im Sinn, doch das deckt auch des Gatten Interessengebiet einigermaßen komplett ab. Corinna lernte Schumi als Nicht-Schumi kennen, vor drei Jahren, und es ist auch „Quatsch“ (Schumi), daß er sie dem damaligen Freund Frentzen „ausgespannt“ habe. Wenn Schumi ausspannt, dann auf der Terrasse in Monte Carlo, was jetzt aber kein Vorwurf sein soll. Schumacher ist der bedeutendste lebende Deutsche, denn Axel Springer ist eher tot. Nicht ganz allerdings, denn er ist es ja, der den neuen Bund gesegnet hat. „Ein wunderbares Paar“ werden die beiden sein, läßt er (in Bild) ausrichten. Die kirchliche Hochzeitsfeier wird im übrigen noch einmal alle Rekorde brechen: RTL rechnet am Samstag mit einer Einschaltquote von 17 Millionen (Marktanteil: 85 Prozent), die Fotos sind verkauft (halbe Mille für Unicef!). Und sämtliche Logen in den Hotelsuiten „Berlin“ und „Bonn“ sind auch ausverkauft. Nur der Küster kommt so rein, muß allerdings seinen Sonderausweis vorzeigen. Kann, fragen wir daher gerührt mit Bild und ersparen uns die Antwort, das Glück noch größer sein? Peter Unfried
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