: Coole Mechatronik
■ Gröpelinger Betriebe werben Azubis
Als Timo Grenz (20) sich vor fünf Jahren um einen Ausbildungsplatz bemühte, schrieb er um die 50 Bewerbungen. Ohne Erfolg. „Es gab machmal 500 Bewerbungen auf eine Stelle, ich bin dann noch einmal zur Schule gegangen“, so Timo Grenz. Nach der Höheren Handelsschule klappte die Ausbildungsplatzsuche besser, seit zwei Jahren lernt er Bankkaufmann.
Er wusste nach dem Realschul-abschluss nicht, was er werden wollte. Vielen Schülern und Schülerinnen, die sich bei der Aktionswoche Ausbildung in der Stadtteilbibliothek West informieren, geht es ähnlich. Verschiedene Branchen stellen sich jeden Tag vor, wie Anfang dieser Woche die Handwerksbetriebe aus Gröpelingen. Das Handwerk rührt sogar die Werbetrommeln, um geeignete, möglichst realschulgebildete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Günter Meyer, Lehrlingswart der Schornsteinfegerinnung, beklagt das gesunkene Bildungsniveau seiner Ausbildungskandidaten: „Bei den Eignungstests können die Jugendlichen noch nicht einmal den Dreisatz.“ Einige gab es, für das Jahr 2001 sind die sechs Ausbildungsplätze an Jungs vergeben, Mädchen hatten sich nicht für diesen Beruf interessiert. Überhaupt haben sich dieses Jahr weniger kleine Schornsteinfeger gemeldet.
Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, sehen sich neuen Berufsbildern gegenüber. Reinhard Bröker von der Handwerkskammer Bremen: „In den letzten Jahren sind um die 30 Berufe dazugekommen, viele in der Informations-Technologie.“ Da gibt es Berufe wie Online-Readakteurin und Bildschirmdesigner. Für Jugendliche, die zu Hause an ihren Rechnern gerne und flott eine Web-Seite erstellen, sind diese Berufe interessant. Die alten Branchen des Handwerks müssen daher versuchen, ihre Ausbildungsplätze für die Jugendlichen attraktiver zu machen. Durch den Einzug digitaler Produktionsweisen wird aus ehemaligen Fotolaboranten jetzt ein Foto- und Medienlaborant. Die klassischen Ausbildungsberufe, wie Kfz-Mechaniker werden vielleicht bald Automobil-Mechatroniker heißen. Bröker: „Wir erreichen die Jugendlichen zukünftig nur, wenn wir die alten Berufsinhalte und -bezeichnungen der wachsenden Spezialisierung anpassen.“Auch die Landesförderprogramme der letzten Jahre haben zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. „Aber es gibt immer noch freie Ausbildungsplätze“,sagt Reinhard Bröker.
C.Wi.
Aktionswoche noch bis zum 18. Mai jeweils ab 10 Uhr, Lindenhofstraße 53, Stadtbibliothek West.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen