: Conti muss warten
Phoenix/Conti-Deal: EU-Kommission prüft die Übernahme noch. Aktionäre sind bereit zum Verkauf
Hamburg taz/dpa ■ Die Entscheidung über die Übernahme der Hamburger Phoenix AG durch den Konkurrenten Continental aus Hannover ist auf eine außerordentliche Hauptversammlung im Dezember vertagt worden. Das gab gestern Phoenix-Vorstandssprecher Meinhard Liebing auf der Hauptversammlung in der Hamburger Handelskammer bekannt.
Bis Ende Oktober will auch die EU-Kommission ihre Prüfung abgeschlossen haben, ob die „feindliche Übernahme“ trotz drohender Marktbeherrschung genehmigt wird. Betriebsrat, Belegschaft und IG Chemie wollen diese Zeit nutzen, alle „politischen Möglichkeiten“ auszuschöpfen, um den Deal und damit den Abbau von mindestens 750 der 3.000 Arbeitsplätze in Hamburg zu verhindern.
Dass Continental in diesem Jahr nochmals als Interessent für Phoenix aufgetreten ist, sei völlig überraschend gekommen, berichtete der Phoenix-Aufsichtsratschef Claas E. Daun den Aktionären. Daun ist mit 22 Prozent seiner Firma Daun & Cie AG größter Phoenix-Einzelaktionär und Befürworter des Verkauf an Conti, der ihm mit 15 Euro je Aktie rund 50 Millionen Euro einbringen würde. Er verwies auf die Phoenix-Gesamtverschuldung von rund 300 Millionen Euro. Die Vorwürfe der Interessenkollision wies er ebenso zurück wie Nebenabsprachen mit der Deutschen Bank oder Continental. Das Verhalten Dauns stieß besonders bei der Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Imke Nölle, auf Kritik.
Daun forderte die Aktionäre auf, ihre eigene Entscheidung zu treffen. „Die Übernahme ist in keiner Weise vollzogen, das letzte Wort haben die Kartellbehörden.“ Phoenix könnte auch allein eine Zukunft haben, es werde dann nur etwas länger dauern, meinte Daun.
Vor der Übernahme steht Phoenix so gut da wie schon lange nicht mehr. Nach zwei Verlustjahren wurde 2003 wieder ein Jahresüberschuss von 5,5 Millionen Euro erzielt. Zur Hauptversammlung bestätigte Phoenix den Ausblick für 2004 und will Umsatz und Ergebnis des Vorjahres deutlich übertreffen. Der Umsatz fiel im zweiten Quartal zwar auf 250 Millionen Euro von 287,4 Millionen Euro 2003. Der Überschuss habe aber über dem des ersten Quartals von 7,6 Millionen Euro gelegen, hieß es. Im zweiten Quartal 2003 hatte der Gewinn nur 300.000 Euro betragen. Die Nettoverschuldung werde im laufenden Geschäftsjahr weiter gesenkt, hieß es. Bis Ende Juni sanken die Schulden um 63 auf rund 275 Millionen Euro. Phoenix beschäftigt weltweit rund 9.700 Mitarbeiter. KAI VON APPEN