Containerumschlag: Häfen näher zu den Kunden
Logistikkonzerne HHLA und Eurogate müssen in 2009 Einbußen verkraften. Gemeinsame Schienenterminals im Hinterland sollen die Kosten senken.
Klaus-Dieter Peters ist nicht unzufrieden: "Es ist uns gelungen, die finanzielle Stabilität trotz der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit zu erhalten", sagt der Vorstandschef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) erleichtert. Dennoch sind die Einbußen im vorigen Jahr heftig ausgefallen. Deutschlands größter Hafenlogistiker HHLA muss einen Umschlagrückgang von knapp einem Drittel auf 4,9 Millionen Standardcontainer (TEU) verkraften. Im Rekordjahr 2008 hatte der Konzern immerhin noch 7,3 Millionen TEU im Hamburger Hafen gestapelt.
Entsprechend ging auch der Konzernumsatz von der Rekordmarke 1,33 Milliarden wieder zurück auf 988 Millionen, der Gewinn sank von 358 auf 176 Millionen Euro.
Der zweitgrößte deutsche Hafenlogistiker Eurogate, der zur Hälfte dem Land Bremen gehört, meldete für Hamburg ein Umschlagminus von 20,5 Prozent auf 2,1 Millionen TEU und für Bremerhaven von 17,5 Prozent auf 4,5 Millionen TEU. "Die Wirtschaftskrise hat ihre Spuren hinterlassen", sagte Vorstandschef Thomas Eckelmann. Konkrete Zahlen bei Umsatz und Gewinnen nannte er nicht. Er sei aber sicher, dass "wir 2009 ein positives Ergebnis ausweisen werden", so Eckelmann.
Im Angesicht der Krise in der Weltschifffahrt rücken die beiden Konkurrenten HHLA und Eurogate allerdings zusammen. Sie wollen gemeinsam Containerterminals im Hinterland bauen und betreiben. Mit Flächen für die Containerlagerung, Abstellgleisen und Serviceangeboten wie Container-Reparatur sollen sie den Bedürfnissen der Spediteure entgegenkommen. Ziel sei es, "die Rahmenbedingungen für maritime Transport- und Logistikketten nachhaltig zu verbessern", erklärte HHLA-Vorstand Sebastian Jürgens.
"Wir bauen im Hinterland modernste Terminals, mit denen sich hohe Containermengen noch besser bündeln lassen", kündigte Jürgens an. "So erhöhen wir die Chancen für die Verlagerungen des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Das Potenzial dafür ist groß."
"Der Seehafen rückt näher zum Endkunden", glaubt Emanuel Schiffer aus dem Eurogate-Vorstand. "Wenn die Transportketten planbarer und zuverlässiger werden, wirkt sich das günstig auf die Transportkosten unserer Kunden aus." Zudem sei das ein Beitrag für mehr Umweltverträglichkeit.
Das Bundeskartellamt hat für dieses Vorhaben, das als Joint Ventrure zweier Tochterfirmen umgesetzt werde soll, jetzt grünes Licht gegeben. In der Branche wird gemunkelt, die beiden Hafenlogistiker wollten angesichts sinkender Margen beim Hafenumschlag wenigstens den Weitertransport im Hinterland profitabel halten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!