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Comedyworkshop für junge LeuteDer Ernst im Komischen

Zwei Wochen lang üben sich 60 junge Artisten aus neun Nationen beim Clownworkshop "Comedy Shake 2" am Postbahnhof in der Kunst der Clownerie.

Acht Jugendliche laufen kreuz und quer in der Manege des gelb-rot gestreiften Zirkuszeltes umher. Dabei scheuen sie keine noch so schrillen Laute. Ihre Körper sind angespannt, ihre Bewegungen ausladend und übertrieben. Noch tragen sie keine bunten Clownskostüme, sondern legere Trainingskleidung. Das Schreien geht in ein lautes, hysterisches Gelächter über. Plötzlich purzelt ein Junge auf den Boden. Der Fall ist kontrolliert und zielt auf die Komik des Augenblicks ab.

Das laute Aufwärmen beobachtet Lehrer Philip Radice vom schwarzen Vorhang aus. Der Direktor des Teatro Fisico aus Turin unterrichtet in der Kunst der Buffoons, der besonders lauten und wilden Clowns.

Bis zum 7. August üben sich am Postbahnhof 60 junge Artisten ab 16 Jahren im Workshop "Comedy Shake 2" unter Anleitung von 20 Trainern in der Clownskunst. Der gemeinnützige Verein Grenzkultur und seine Zirkusschule Cabuwazi haben Teilnehmer aus Frankreich, Spanien, Italien, Finnland, Palästina, Israel, Ägypten und Marokko eingeladen. "Es ist eine ehrgeizige internationale Begegnung, bei der jeder an sich und zusammen mit anderen arbeitet", sagt Karl Köckenberger, Geschäftsführer von Grenzkultur. Das Projekt diene auch der internationalen Friedensarbeit. "Zuhause hätte ich kaum die Chance gehabt, mit Palästinensern zusammenzuarbeiten", sagt der 26-jährige Israeli Peleg Lev Ari.

Unter den Jugendlichen sind angehende Zirkuskünstler, die mit dem Zirkus groß geworden sind oder die Kunst bisher als intensives Hobby betrieben haben. Die 16-jährige Nurit Amir aus Israel stand schon mit sieben Jahren in der Manege einer Zirkusschule. Sie schwingt gerade ihre Poi, zwei knallgrüne Fähnchen mit Gewicht. "Ich habe artistische Grundlagen, aber die Kunst der Komödie, also der Clown, ist das Schwierigste", findet Nurit. "Später will ich professionell im Zirkus arbeiten", sagt sie.

In dem zweiwöchigen Workshop stehen vormittags Grundlagenkurse auf dem Programm: Pantomime, Improvisation, Ballett. "Ballett ist als Technik wichtig, jede Clown-Gangart beruht auf Schritten aus dem Ballett. Wir üben damit das aufrechte Gehen, Körperspannung und Präsenz", erklärt Konstantin Grimm, Trainer der Zirkusschule Cabuwazi. Nachmittags spezialisieren sich die Teilnehmer und erarbeiten mit den Lehrern in sogenannten Meisterklassen Aufführungen. "Clownerie kennt viele Stile", sagt Grimm, "gemeinsam ist das Komödiantische. Manche sind Artisten, andere kommen vom Theater."

So wie Grimms Kollege Adnan Tarabashi aus Israel, der auch Schauspieler und Drehbuchautor ist. "Den Weißclown mit der roten Nase gibt es nur in Europa", sagt der gebürtige Palästinenser, "die arabischen Clowns sind ganz anders." Während des Workshops solle jeder "den Clown in sich selbst entdecken".

Das Projekt wird durch das EU-Programm "Jugend in Aktion" gefördert. Die Teilnehmer schlafen zu zehnt in großen Zelten auf dem Gelände, in der Küche gibt es eine Rundum-Verpflegung. Knapp ein Drittel der Reisekosten tragen die Teilnehmer selbst. Für Jugendliche, die sich das nicht leisten konnten, wurden Spenden gesammelt. Die Lehrer bekommen eine Aufwandsentschädigung.

Im Zelt der Buffoons haben sich die Schüler mittlerweile ihre Kostüme zusammengestellt. Eine Französin mimt gerade ein Huhn und schimpft dabei heftig auf Französisch. Sie trägt eine weiße Bluse und Pumphosen, beide rundlich ausgestopft, dazu eine rote Narrenkappe und Lackschuhe mit Absätzen. Im Fluchen verfällt sie immer wieder in gockelnde Laute - "pock, pock, pock" - und stelzt, den Kopf auf und ab bewegend, wie eine Henne in der Manege herum. Dafür erntet sie schallendes Lachen von ihrem Lehrer Philip Radice und den andern Schülern. Sie beobachten ihre Mitschüler gebannt und saugen jedes Wort des Lehrers gierig auf. "Ihr sollt über ein Thema reden, das euch aufregt, wie etwas Zwischenmenschliches oder Politik. Aber gleichzeitig müsst ihr es lustig verpacken, sonst hört euch niemand zu", erklärt Radice. "Während es lacht, wird dich das Publikum auch hassen, weil du Dinge ansprichst, die es nicht hören will. Das ist die schwierige Kunst der Buffoons."

Radice ist ehemaliger Schüler des Schauspiellehrers und Pantomimen Jacques Lecoq, der den Buffoon in den 70er Jahren erschaffen hat. Die Wurzeln liegen im Mittelalter, damals waren Buffoons gesellschaftliche Außenseiter. "Meine Schüler müssen lernen zu verstehen, wie international gültige Körpersprache die Menschen zum Lachen bringt", sagt Radice.

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