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Comedien Murat Topal„Jetzt reißt euch mal zusammen“

Der Comedian Murat Topal ist in Berlin-Neukölln aufgewachsen und war Polizist im Problemkiez. Angst vor frechen Gören hat er nicht.

Entspanntes Verhältnis zu Neukölln: Comedien Murat Topal. Bild: matze schmidbauer

Der in Neukölln aufgewachsene Comedian Murat Topal wünscht sich weniger Berührungsängste im Umgang mit kriminellen Kindern aus seinem Kiez. „Es hat nichts mit Spießigkeit zu tun, wenn man den Kids mal sagt: Jetzt reißt euch mal zusammen. Es kann nicht sein, dass man vor einem vierzehnjährigen Pimpf Angst hat.“, sagt der ehemalige Polizist im sonntaz-Gespräch. Er verstehe, dass Diversität von Minarett bis Schwulenkneipe für eine Gesellschaft schwer zu ertragen sei, „aber das müssen wir uns zumuten.“

Murat Topal wuchs als Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter in Berlin auf. Seine Erlebnisse als Polizist im Problembezirk veröffentlichte er in diesem Jahr in dem Buch "Der Bülle von Kreuzberg" im Ullstein-Verlag. Nachdem er seinen Dienst quitiert hatte, machte ihn die Bühne Scheinbar, auf der auch etwa Kurt Krömer bekannt wurde, zum Comedian.

Mit sonntaz-Redakteur Martin Reichert machte Murat Topal einen Spaziergang durch Neukölln. Auch wenn er hier aufgewachsen sei, würde er seine Kinder nicht hier zur Schule schicken, sagt Topal. „Das wäre mir zu riskant. Und ich weiß nicht, wie ich das lösen soll“, sagt er. „Das bringt mich auch zur Verzweiflung. Bei mir im Freundeskreis bekommen jetzt alle Kinder. Wir entfernten uns von unserem Herkunftsmilieu, gehen ins beschaulichere Britz - so wie ich -, nach Tempelhof, Schöneberg. Und hier wird alles immer schlimmer.“

Bild: taz

Das sonntaz-Gespräch lesen Sie in der aktuellen sonntaz vom 7./8. August 2010 - ab Samstag mit der taz am Kiosk oder direkt in ihrem Briefkasten.

Auf der anderen Seite habe er ein entspanntes Verhältnis zu Neukölln. „Ich sage dann immer, dass das ein Ort ist, an dem viele Minderheiten wohnen. Zum Beispiel solche mit Schulabschluss“, sagt Topal. „Ich versuche den Leute klar zu machen, dass das alles schon auch einen gewissen Charme hat. Man kann sich hier ohne Schussweste bewegen.“

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8 Kommentare

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  • PB
    Peter B.

    Ist es nicht seltsam, das man allenthalben versucht uns Bürgern die v.a. moslemische Einwanderung als (Kultur-)Bereicherung zu verkaufen, dass aber Gebiete, in denen dann hauptsächlich diese Leute leben nicht Gebiet sind, in denen das kulturelle Leben blüht, sondern Problemgebiete?

  • G
    Gloria

    Sehr knapper, aber guter Artikel. Fasst die Grundproblematik im Umgang mit Neukölln prima zusammen. Alle stehen irgendwie schockiert davor und sind im Prinzip wohlwollend, aber mit den eigenen Kindern ziehen sie dann doch lieber woanders hin. Geht mir nicht anders.

  • TS
    Thomas Sch.

    Sehr geehrter Herr Topal,

    es ist ja bewunderungswürdig, daß Sie vor frechen Gören keine Angst haben. Möglicherweise hat das ja damit zu tun, daß die frechen Vierzehnjährigen, die Ihnen begegnen, sich Ihnen gegenüber nicht trauen. Meine hübsche kleine Frau -übrigens auch mit Migrationshintergrund- kann mit diesem Vorzug leider nicht aufwarten, sondern muß dauernd und andauernd und immer und immer wieder sich die übelsten Ferkeleien anhören, wobei sich -die Wahrheit ist leider poltisch nicht korrekt- Ihre Landsleute besonders hervortun. Da wir leider nicht die Mittel haben, auf einen kultivierteren Stadtteil auszuweichen, sollen wir nun bitteschön was tun ? Bitte jetzt keine Rumsalbaderei nach dem Motto: integrative Maßnahmen, soziales Miteinander blubber, blubber... Was kann ich es stoppen, daß diese A.... meine Frau belästigen ? Vielleicht können Sie ja aus Ihrem vornehmen Britz oder wie das heißt, mal nach Hattersheim kommen und den frechen Gören hier vor Ort mal zeigen, wo der türkische Hammer hängt

  • E
    exgutmensch

    Minarett & Co. "müssen wir uns zumuten" - aber seine eigenen Kinder dort zur Schule zu schicken, wäre ihm zu riskant, soso.

    Wieso hat er seinen Polizeidienst eigentlich beendet?

    Und Angst vor frechen Gören habe ich auch nicht - nur vor den zahlreichen gewaltgeilen Messerern aus dem - kultursensibel augedrückt - "südländischen" Kulturkreis, i.d.R. a.k.a. "Moslems" (=Vertreter der "Religion des Friedens").

     

    Oder gehört das, was er da von sich gibt, vielleicht zu seinem Kabarettprogramm?

  • S
    Schattenfels

    Scheinheiligkeit ist DIE Grundvoraussetzung für die real existierende "Multi"kultur in Neukölln!

     

    Das beweist uns heute der immerhin unfreiwillig komische "Comedian" Murat T.:

     

    "Der in Neukölln aufgewachsene Comedian Murat Topal wünscht sich weniger Berührungsängste im Umgang mit kriminellen Kindern aus seinem Kiez." [...] "Auch wenn er hier aufgewachsen sei, würde er seine Kinder nicht hier zur Schule schicken, sagt Topal."

     

    Deshalb ist er auch weggezogen, aus seinem Kiez, der mutige Murat.

  • R
    reblek

    Comedien Murat Topal

    "Jetzt reißt euch mal zusammen"

    Der Comedian Murat Topal

     

    Wie schnell sich die Schreibweise eines Wortes ändern kann!

  • E
    EnzoAduro

    Entweder Gentrifizierung oder Getthoisieung, beides kann gleichzeitig nicht stattfinden.

  • W
    wespe

    Mit diesem Artikel stimmt was nicht.

    Worum geht's? War das alles?