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Comeback eines Aufrechten

Für die Wahl des CDU-Generalsekretärs läuft alles auf den im Oktober geschassten Fraktions-Vize Alexander Kaczmarek hinaus. Für Fraktionschef Frank Steffel ist es nach dem Ende eigener Ambitionen in der Partei die zweite Schlappe

Es war im Herbst 2001. Alexander Kaczmarek, gerade noch eine Größe in der CDU-Fraktion und als neuer Chef im Gespräch, war auf den politischen Hinterbänken gelandet. Weg die Chancen auf den Chefposten, weg der stellvertretende Vorsitz, weg die Rolle als Oberhaushälter. Nachdem die Unionsfraktion ihre Posten verteilt hatte, blieb ihm die Rolle als verkehrspolitischer Sprecher – sicher wichtig, aber CDU-intern unter „weiter liefen“. Das wird sich höchstwahrscheinlich beim Parteitag am 25. Mai ändern. Christoph Stölzl, der designierte CDU-Landeschef, will ihn dem Vernehmen nach zum Generalsekretär wählen lassen.

Verlierer ist der Mann, der Kaczmarek aus dem Fraktionsvorstand drängen konnte. Frank Steffel, der selbst gerne Parteichef geworden wäre, wollte zumindest einen Vertrauten in Stölzls Nähe wissen. Gerhard Lawrenz hatte er für den Posten vorgesehen, 1996/97 schon Generalsekretär, aber zuletzt kaum noch in Erscheinung getreten. Ihn präsentierten Steffel und die drei CDU-Kreischefs von Spandau, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg Stölzl, der beim Parteitag am 25. Mai zum Vorsitzenden gewählt werden soll. „Steffel hat alles Mögliche versucht, Kaczmarek in die Parade zu fahren“, berichtet ein Insider.

Das hat Stölzl offenbar nicht sonderlich beeindruckt. Zwar hielt er sich gestern noch bedeckt und formulierte vorsichtig, Kaczmarek sei „eine Möglichkeit für die Neubesetzung des Postens“. Alternativen aber nannte er nicht. Hinter den Kulissen geht man davon aus, dass Kaczmarek das Rennen macht.

Mit Kaczmarek hätte die CDU einen echten Charakterkopf als Generalsekretär. Die Möglichkeit, die Parteifreunde zu vergrätzen, hielt ihn vergangene Woche im Parlament nicht von seinem „Nein“ zur Risikoabschirmung ab. Steffel hatte zuvor die Enthaltung seiner Fraktion angekündigt, damit die Sanierung der Bankgesellschaft nicht an der Union scheitere. Kaczmareks Votum soll die Kollegen verärgert, ihnen aber auch ein Stück weit Respekt abgenötigt haben.

Im Unterschied zu führenden Fraktionsposten bringt der Job des Generalsekretärs allerdings nichts aufs Konto. Aus dem CDU-Vorstand ist zu hören, man denke daher an eine Verbindung mit dem bezahlten Posten des Landesgeschäftsführers, auf dem derzeit Kaczmareks Fraktionskollege Matthias Wambach sitzt. Wambach ist zurzeit auch kommissarischer Generalsekretär.

Seine Vorgänger sorgten im vergangenen Jahr gleich zweimal für Diskussionen. Der Generalsekretär vor Wambach, Joachim Zeller, derzeit kommissarischer Parteichef, verzichtete im Herbst auf den Posten, um seine Wiederwahl als Bezirksbürgermeister in Mitte zu sichern. Zuvor hatte im Juli 2001 Ingo Schmitt zurücktreten müssen, nachdem er den SPD-Senator Klaus Böger als Politnutte bezeichnet hatte. Derartiges ist von Kaczmarek nicht zu erwarten. Der 39-Jährige aus Neukölln ist weder der abgehobene Intellektuelle noch der Polterer. Stölzl soll sich selbst für ihn entschieden haben. Kein Fehlgriff, heißt es aus dem CDU-Vorstand: „Die beiden könnten gut zueinander passen.“ STEFAN ALBERTI

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