■ Soundcheck: Come/Throwing Muses
Gehört: Come/Throwing Muses. Thalia Zedek sah aus, als habe sie etwas Schlechtes gegessen. Während die hohläugige Sängerin mit ihrer Band Come schwermütige Riffs auf- und ineinanderstapelte, schlurfte sie wie gepeinigt über die Bühne. Als sie mit stolzer Insbrunst „Let's Get Lost“ ins Mikro spuckte, schien sie die Aufforderung bereits eingelöst zu haben. Wahrscheinlich würde sie diese Nacht mal wieder nicht gut schlafen können.
Kristin Hersh hingegen ist diese Authentizität des Blues offenbar fremd. Die Chefin der Throwing Muses spielte einfach Songs von Kristin Hersh. Mit einem Gitarrensound wie zersplitterndes Glas, fixierte sie autistisch einen imaginären Fluchtpunkt und glitt durch ein Programm ohne Fragen und Widersprüche.
Aus irgendeinem weit entfernten Universum schienen sich Stimmen des schmächtigen Körpers zu bemächtigen, die sie mit entrückter Miene in die Halle stieß. Hershs zaghaftes Lächeln am Ende des Konzerts verriet, daß es sich um einen Kosmos aus Sonnenschein und hellen Kinderstimmen handelt. Sie würde gut schlafen können und morgen bereits alles wieder vergessen haben.
Björn Ahrens/Foto: JMS
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