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Colonia DignidadNeue Perspektiven für die Opfer

Eine Millionenhypothek auf einen Teil der ehemaligen deutschen Foltersiedlung "Colonia Dignidad" soll Entschädigungen für die Opfer ermöglichen.

Am Zaun der Colonia Dignidad hängen die Bilder von verschwundenen Menschen (Archivbild von 1997). Bild: reuters

PORTO ALEGRE taz | Bei der Aufarbeitung der Vorgänge in der berüchtigten Deutschen-Kolonie "Colonia Dignidad" in Chile gibt es Fortschritte. Letzte Woche kam es zu einem Kompromiss zwischen dem Staat und den Verwaltern der Siedlung, die jetzt "Villa Baviera" heißt. Durch Hypotheken auf vier Grundstücke werden umgerechnet 4,3 Millionen Euro für einen Fonds frei, aus dem Opfer von Menschenrechtsverletzungen auf der Siedlung entschädigt werden sollen.

Die Fläche von 35 Quadratkilometern, rund ein Fünftel des Siedlungsareals 350 Kilometer südlich von Santiago, gehört den Dignidad-Nachfolgefirmen Cerro Florido und Abratec. Im Gegenzug wird ein Embargo aus dem Jahr 1996 aufgehoben, durch das der Verkauf oder die Verpachtung jeglicher Ländereien des "bayerischen Dorfes" untersagt worden war.

Gegenüber der taz begrüßte der Journalist Juan Azócar das Abkommen. "Dadurch erkennen die Erben und ihre Anwälte zum ersten Mal implizit an, dass es in der Enklave Menschenrechtsverletzungen gegeben hat", sagte Azócar, der im August seine Biografie des Sozialisten Carlos Lorca vorgestellt hatte. Der 1975 vom Geheimdienst verschleppte Lorca gehörte nach Zeugenaussagen zu gut 140 linken Regimegegnern, die in der Colonia Dignidad gefoltert und teilweise ermordet wurden. Bis heute ist er "verschwunden".

Es ist das erste Mal, dass chilenische Betriebe für Entschädigungen herangezogen werden. 2005 hatte die Riggs-Bank, bei der die Pinochets einen Großteil ihres Vermögens angelegt hatten, acht Millionen Dollar für 22.000 Opfer des Militärregimes bereitgestellt. Die Entschädigungen aus dem Dignidad-Fonds dürften weitaus höher ausfallen.

Für die verbliebenen 180 Siedler der "Colonia Dignidad" kommt der Kompromiss einer kaum noch erhofften Zukunftsperspektive gleich. Vor einem halben Jahr war ihnen wegen nicht bezahlter Rechnungen der Strom abgestellt worden. "Jetzt können wir Häuser für unsere Leute bauen und andere Projekte starten", sagte Sprecher Martin Matthusen. Und die Behörden sind noch auf der Suche nach mindestens drei Millionen Dollar, die der einstige Sektenführer Paul Schäfer ins Ausland geschafft haben soll.

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