Coldplays „Hymn For The Weekend“: Henna hurra!
In ihrem Musikvideo feiert die Band mit Beyoncé, vielen Kindern und ganz bunt die indische Kultur. Sie reproduziert damit jede Menge Klischees.
A hymn for the weekend? Ja immer her damit! Warum das Musikvideo zum Song von Coldplay und Beyoncé aber gerade in Mumbai, Indien gedreht wurde, erschließt sich nicht so ganz. Zu sehen sind Gurus in orangefarbenen Gewändern, Menschen auf Mopeds, viele Kinder, viel bunt. Beyoncé trägt Henna-Schmuck und Bollywood-Outfit. Chris Martin – irgendwann völlig von Holipulver bedeckt – tanzt mit einem Haufen Kinder durch die Stadt und lässt sich von einem turbantragenden Chauffeur in einem kribbelbunten Taxi zum Kino fahren. Ein Fest der indischen Kultur. Aber wer feiert hier eigentlich?
Cultural appropriation, also die Aneignung von kulturellen Elementen durch eine Person, die nicht dieser Kultur angehört, lautete der Vorwurf vieler indischer Fans im Netz. Denn oft geschieht das völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Die Darstellung der indischen Kultur durch Beyoncé und Chris Martin im Video reproduziere Klischees und werfe nur einen oberflächlichen Blick auf das Kulturgut des südasiatischen Landes. Dabei habe es weit mehr zu bieten als Straßenkinder und exotische Tänze.
Zum Beispiel eine weltweit erfolgreiche Filmbranche, die aber in den USA immer noch ein Nischendasein fristet. Denn weitere Kritik erntete der unscheinbare Auftritt der indischen Bollywood-Schauspielerin Sonam Kapoor. Nur für Sekunden ist die indische Filmgröße im Video zu sehen. Wollten sich die weltweit bekannten Entertainer da nur die Gunst ihrer indischen Fans sichern? Geklappt hat das ja nicht so ganz.
Empfohlener externer Inhalt
Der Song
Aber bei aller Kritik, muss auch eins klar sein: Der Anspruch des Videos ist gar keine vollständige Darstellung der Bandbreite der indischen Kultur, sondern eben nur ein sehr buntes Musikvideo zu einem nicht so guten Popsong. Und diese Masche geht doch schon seit Jahren in der Branche auf. Spätestens seit Madonnas „Frozen“ aus dem Jahr 1998 sollten wir wissen: Pop findet Henna-Hände einfach schick.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
Demokratie unter Beschuss
Dialektik des Widerstandes