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Clinton und Kim Il Sung flüstern wieder

■ Nordkorea hat zugesichert, sein Atomprogramm einzufrieren / USA wollen auf Sanktionen verzichten / Spitzengespräche in Genf / Vorbereitungen für ein koreanisches Gipfeltreffen in Panmunjom

Washington/Tokio (AFP/ap/ taz) – Auf das Kriegsgeschrei folgt nun wieder diplomatisches Verhandlungsgeflüster: Anfang Juli sollen sich hochrangige Vertreter der USA und Nordkoreas in Genf zu Gesprächen treffen. Das gaben US-Präsident Bill Clinton und die nordkoreanische Regierung gestern übereinstimmend bekannt. Vorausgegangen war die Ankündigung Nordkoreas vom Mittwoch, sein Atomprogramm einfrieren zu wollen – eine Zusicherung, die die US-Regierung zur Bedingung für die Wiederaufnahme von Gesprächen gemacht hatte.

Unter diesen Umständen will die Regierung in Washington vorerst auch von ihren Bemühungen abrücken, im Weltsicherheitsrat einen Beschluß über Sanktionen gegen Nordkorea durchzusetzen. Clinton gab sich zurückhaltend optimistisch: „Diese Entwicklungen bringen noch keine Lösung des Problems, aber sie sind eine neue Möglichkeit, eine Lösung zu finden“. Nordkorea habe glaubhaft zugesagt, alle drei Forderungen der USA zu erfüllen: Das aus einem Forschungsreaktor erst kürzlich entnommene Plutonium werde nicht wiederaufgearbeitet, neue Brennelemente würden nicht in den Reaktor gebracht und internationalen Inspektoren werde erlaubt, Vorkehrungen gegen die Weiterverbreitung von nuklearem Material zu treffen.

Fragt sich, ob diese Zusagen tatsächlich so klar sind – und wie ihre Umsetzung kontrolliert werden kann. In der Meldung der nordkoreanischen amtlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Donnerstag, in der ein Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den USA bestätigte, fehlte der explizite Hinweis auf das vorgesehene Einfrieren des Atomprogramms. Gesprochen wurde lediglich von „gutmeinenden Maßnahmen unserer Seite“.

Im vergangenen Jahr waren die amerikanisch-nordkoreanischen Gespräche nach zwei Runden abgebrochen worden, da sich beide Seiten weder über das nordkoreanische Atomprogramm noch über Schritte zu einer Annäherung beider koreanischer Staaten einigen konnten. Clinton deutete an, auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen sei möglich. Die USA seien bereit, mit Nordkorea „die volle Bandbreite von sicherheitspolitischen, politischen und wirtschaftlichen Fragen“ zu besprechen. Das wäre ganz im Sinne der Vertreter Pjöngjangs, die eine diplomatische Anerkennung und die Gewährung von Wirtschaftshilfe durch die USA als großen Erfolg ihres Atompokers sehen können.

Aus Südkorea und Japan kamen nach der Ankündigung Clintons erfreute Reaktionen. Südkoreas Außenminister Han Sung Joo sah in Seoul die Grundlagen für eine Verhandlungslösung gelegt. Pjöngjang müsse aber die Kontrolle seiner Atomanlagen zulassen. Und Südkoreas Präsident Kim Young Sam war sich Regierungsangaben zufolge mit Clinton darüber einig, daß die neueste Entwicklung positiv, die Krise aber noch nicht beigelegt sei. China lobte unterdessen seinen eigenen Beitrag zur Bewältigung der Koreakrise. Der Sprecher des Außenministeriums, Wu Jianmin, beglückwünschte während seiner wöchentlichen Pressekonferenz in Peking alle Beteiligten zu den Erfolgen und nannte den Beitrag seines Landes „wichtig“.

Auch auf der koreanischen Halbinsel entspannte sich die Situation. Im Grenzort Panmunjom sollen am kommenden Dienstag Vorgespräche über ein koreanisches Gipfeltreffen beginnen. Nordkorea akzeptierte einen entsprechenden Vorschlag Südkoreas und kündigte die Entsendung einer dreiköpfigen Delegation an, wie am Mittwoch aus Regierungskreisen in Seoul verlautete.

Der Atomstreit stand auch bei dem Treffen von Clinton mit dem russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin gestern in Washington auf der Themenliste.(Interview Seite 10)

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