Claudia Kohde-Kilsch: Der Ball fliegt links
Sie war ein Tennisstar. Jetzt arbeitet sie für die von Lafontaine geführte Linksfraktion als Sprecherin. Sie ist von ihm als Mentor begeistert. Was sagt uns das?
BERLIN taz | Auf ihrer Webseite ist Claudia Kohde-Kilsch noch Tennislehrerin – Preise auf Anfrage. Ab Mittwoch hat die ehemalige Spitzensportlerin (geb. 1963) und Diplom-Journalistin einen neuen Job: Sie ist Sprecherin der von Oskar Lafontaine geführten LinksFraktion im saarländischen Landtag.
„Einen besseren Mentor als Oskar kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagte Kohde-Kilsch; und das ist nur insofern verblüffend, als Kohde-Kilsch einschlägige Erfahrungen mit männlichen Mentoren hat: Von mehr als drei Millionen D-Mark Preisgeld, die sie in ihrer Karriere erspielte –1985 schaffte sie es bis auf Platz 4 der Weltrangliste – ist ihr nichts geblieben, 2011 meldete sie Privatinsolvenz an.
Ihr inzwischen verstorbener rabiater Stiefvater und Manager Jürgen Kilsch habe sie um ihr gesamtes Vermögen gebracht, sagte sie damals dem SZ-Magazin.
Der Tennisszene war eine andere Aussage im selben Interview wichtiger. Kohde-Kilsch erinnerte sich an ihre Verwunderung über den Spielstil Steffi Grafs im Doppel-Halbfinale bei Olympia 1988 in Seoul. Kohde-Kilsch glaubt, die Gräfin habe damals absichtlich schlecht gespielt – auf Anweisung ihres dubiosen Vater-Managers Peter Graf.
„Meinst du etwa, die Claudia soll auch eine Goldmedaille kriegen?“, habe Graf-Vater zu Kilsch-Vater gesagt – Steffi hatte da im Einzel bereits Gold geholt.
Damals ging es um Rückhand-Returns. Heute geht es bei Claudia Kohde-Kilsch um einen neuen Lebensabschnitt bei einer kriselnden Partei. In welche Erzählung wird sich Kohde-Kilschs Engagement einreihen? In das der Zufrühgekommenen? Des Opfers? Des Stars? Vielleicht kann ja tatsächlich alles mal ganz neu werden. Und normal.
Berichtigung: In einer früheren Version war auf dem Foto zum Bericht statt Claudia Kohde-Kilsch die CDU-Politikerin Andrea Verpoorten zu sehen. Wir bedauern diese Verwechselung.
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