Citizen Science verbessern: Mitbestimmung in der Forschung
Die Partizipation der Zivilgesellschaft an Wissenschaft und Forschung wird zwar gewünscht. Doch bei der Umsetzung hakt es noch immer.
Auch in Deutschland und Europa ist die Beteiligung der Zivilgesellschaft an der praktischen Forschung (“Citizen Science“) wie auch an der Mitbestimmung über die Forschungsinhalte inzwischen zum Dauerthema in Instituten und Ministerien geworden. Beim Start des neuen Hightech-Forums der Bundesregierung – das erstmals neben Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft auch über eine dritte Bank für gesellschaftliche Organisationen verfügt – dozierte Forschungsministerin Johanna Wanka ausführlich, wie „Partizipation“ zu einem neuen Leitwert werden solle.
Zur Schaffung eines „Partizipationsbewusstseins für Forschung und Innovation“ wurde eine Liste von 40 Maßnahmen erarbeitet, um die Bürger zu erreichen. An erster Stelle stehen dabei „Zukunftsdialoge“, zu denen die Bürger bundesweit eingeladen werden sollen.
Größtes Handicap der Bürgerbeteiligung ist die Schublade, in der nicht wenige Empfehlungen der Laien-Gremien an die Wissenschaft folgenlos verschwinden. „Wenn Partizipation mehr sein will als nur Akzeptanzbeschaffung, dann muss von Anfang an geklärt sein, wozu sie beitragen soll“, betonte die Sprecherin der Zivilgesellschaftlichen Plattform Forschungswende, Steffi Ober, bei einer Veranstaltung in Berlin zum Thema „Verantwortliche Forschung“. Derzeit werde der Begriff „Partizipation“ noch „sehr unklar und zu schwammig“ benutzt.
Alte Muster überwinden
Zwar würden Naturschutzverbände neuerdings auch zu Wissenschaftsfragen gehört. Aber wenn am Ende ihr Votum nicht einfließe und wieder nur nach altem Muster verfahren werde – „dann verprellt man sich die Leute“, so Ober.
Ein großes Rad will die EU-Kommission drehen. Im Rahmen des neuen Forschungsrahmenprogramms „Horizon 2020“ soll die Bürgerbeteiligung über das Teilprogramm „Responsible Research and Innovation“ (RRI) organisiert werden. Norbert Steinhaus vom Wissenschaftsladen Bonn ist an der Umsetzungsgruppe „RRI-tools“ beteiligt. Mit einem Budget von sieben Millionen Euro für drei Jahre sammeln 26 Gruppen derzeit die besten „Werkzeuge“, um Wissenschaft und Gesellschaft enger zu verknüpfen.
Das Spektrum reicht von wissenschaftlicher Grundbildung und Open Access als freiem Zugang zu Forschungsergebnissen bis hin zur Wissenschaftsethik und der Gleichstellung in den Instituten. „Wichtig ist auch“, betonte Steinhaus auf der Berliner Tagung, „die Forschung zu unterstützen, sich verstärkt den Themen von großen gesellschaftlichen Herausforderungen zuzuwenden.“
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