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Chruschtschow, Cardin, Havel

■ Henschelverlag gibt sich selbst Treueschwur

Auch der Ostberliner Henschelverlag entwickelt angesichts der schlechten Marktlage im ehemaligen »Leseland DDR« neue Verkaufsstrategien. Eine Bücherstube mit dem hauseigenen Verlagsangebot wurde am Donnerstag in der Oranienburger Straße 64/65 eröffnet. Mit oder ohne Alkohol resp. Kaffee kann und soll die zu ködernde Kundschaft in Publikationen aus dem Verlag für Theater, bildende Kunst, Film, Fernsehen und Unterhaltung blättern, mit Mitarbeitern ins Gespräch kommen, Bücher und Zeitschriften kaufen. Der kleine Raum — ansehnlich in den Farben Weiß, Schwarz und Rot gehalten — füllte sich unmittelbar nach Eröffnung mit Besuchern.

Diese neue Form der Präsentation verbanden Mitarbeiter mit Hinweisen auf das Herbstprogramm des Hauses. Auch jetzt, so der Geschäftsführer der im Mai gegründeten Verlags-GmbH, Kuno Mittelstädt, will Henschel seinem Profil treu bleiben und kein Gemischtwarenladen werden. Bereits ausgeliefert ist Berliner Theater · 100 Aufführungen aus drei Jahrzehnten, ein Band von Dieter Kranz, der in Gesprächen, Szenenfotos und Künstlerkurzbiographien wichtige Theaterereignisse im Ostteil Berlins beleuchtet. Neuere DDR-Dramatik ist in Theatertexte 2 enthalten, so Christoph Heins Ritter der Tafelrunde. Mit dem zweiten Band von Stücken hat Henschel jetzt das dramatische Werk von Vaclav Havel komplett im Angebot. Für Linie 1und Ab heute heißt du Sara, die jetzt gleichfalls erschienenen beiden Stücke des Westberliner Grips-Theaters, liegen alle deutschsprachigen Rechte bei dem Berliner Verlag. Angekündigt sind unter anderem Texte von Konstantin Wecker (Das macht mir Mut), Lieder, Prosa und Tagebücher von Andre Heller (Wallfahrten zum Allerheiligsten der Phantasie), ein erstes Wörterbuch der Zauberkunst sowie ein Filmführer 77 Märchenfilme. Nach dem Riesenerfolg des Romy- Schneider-Bandes (jetzt 5. Auflage) kommt auch ihr Tagebuch Ich, Romy bei Henschel heraus. Eine neue Programmlinie verfolgt der Verlag mit Bänden wie Das war Chruschtschow, Erinnerungen an den Politiker und Privatmann, von seinem Schwiegersohn Alexej Adshubej aufgeschrieben. Auch Olle DDR · Eine Welt von gestern, ein brandaktuelles, in kürzester Zeit entstandenes Buch mit Fotos und Texten (Autoren Friedrich Schorlemmer und Christoph Dieckmann) gehört in diese Art Erfassung jüngerer Geschichte. Bonbon ganz anderer Art: Die Magier der Haute Couture Francaise mit Vorstellungen der preisgekrönten Kreationen aus den Jahren 1976 bis 1990 von Cardin, Laroche, Lagerfeld und anderen. adn/taz

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