■ Chronik des Castor-Transports: Drei Tage lang Tag X3
3. März 97, 5.00 Uhr: Der Konvoi mit sechs Castoren startet im schwäbischen Walheim. Auf seiner Bahnfahrt nach Dannenberg muß er aufgrund von Blockaden mehrmals unfreiwillig halten.
4. März, 1.17 Uhr: Der Transport erreicht mit achtstündiger Verspätung Dannenberg. Im Wendland haben sich etwa 20.000 AtomkraftgegnerInnen in neun Camps entlang der Transportstrecke versammelt. Die Südroute zum Zwischenlager Gorleben ist wegen Unterhöhlungen und einer Traktorblockade unpassierbar.
tagsüber: Die Castoren werden auf Tieflader umgeladen. An der Nordroute kommt es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen. Vor dem Verladebahnhof in Dannenberg blockieren etwa 9000 Menschen gewaltfrei die Straße.
5. März, frühmorgens: Die Polizei löst die Sitzblockade auf, zunächst durch Wegtragen. Nach kurzer Zeit werden auch Wasserwerfer und Schlagstöcke eingesetzt.
11.55 Uhr: Die Castoren setzen sich in Bewegung. Auf der 18 Kilometer langen Strecke nach Gorleben versuchen DemonstrantInnen mehrfach, den Transport durch Blockaden und Anketten zu stoppen. Die Polizei setzt Wasserwerfer, Schlagstöcke, Hubschrauber und gepanzerte Räumfahrzeuge ein.
15.10 Uhr: Der Konvoi erreicht das Zwischenlager Gorleben.
Bilanz: Mit etwa 30.000 Polizei- und BGS-BeamtInnen war der dritte Castor-Transport nach Gorleben der größte Polizeieinsatz in der Geschichte der Bundesrepublik. Bei dem 157 Millionen Mark teuren Einsatz wurden nach Schätzungen mehr als 400 DemonstrantInnen verletzt. Drei Schwerverletzte mußten in Spezialkliniken geflogen werden. Die Polizei meldete nach dem Transport 20, einen Tag später 70 Verletzte. Der Ermittlungsausschuß zählt 580 laufende Verfahren wegen „Landfriedensbruch“. hedi
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